Transalp 2001
Basis unserer Tour war die Beschreibung von René Jenny, der
große Teile der Strecke 1999 gefahren ist. Ja, dieses Mal sollte es eine
Rundtour werden, um die Tour bis zum letzten Tag genießen zu können und
sich eine stressige Rückreise wie in den Vorjahren zu ersparen.
Nachdem wir in Deutschland die letzten zwei Wochen
vor Hitze schier umgekommen sind, starteten wir am Samstag den 4. August
zu einer Rundtour durch Graubünden. Pünktlich zur Abreise
verschlechterte sich das Wetter schlagartig.
Wir, das sind in diesem Jahr 6 Personen. Markus und
Rolf, die schon im Jahr 2000 mit auf der Tour durch die Schweiz waren,
mein Bruder Roland, Siggi aus Aalen und Dirk,
mein Begleiter aus den Jahren 1997 und 1998.
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Strecke
Höhendiagramm
Karte
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Passugg – Churer Joch
Nachdem wir Rolf in Lindau am Bahnhof abgeholt haben,
trafen wir uns in Passugg bei Chur. Ein Parkplatz für die 3 Autos war
schnell gefunden, und wir machten uns an den Zusammenbau der Bikes und
verstauten die letzten Ausrüstungsgegenstände in den Rucksäcken. Als wir
starteten, zeigte sich sogar die Sonne. Auf dem Polenwäg ging es relativ
gemütlich und gemächlich ansteigend hinauf nach Churwalden. Bedenkt man,
dass wir uns hier im Vorjahr auf der vielbefahrenen Hauptstraße hinauf gequält
haben, war dies auf jeden Fall die angenehmere Alternative.
Ab Churwalden begann dann noch der einstündige
Aufstieg zum Churer Joch (2020 m), wo wir für diese Nacht bereits 6 Betten
im Matratzenlager vorgebucht hatten. Langsam wurden die spärlichen
Sonnenstrahlen von immer dichteren Wolken überdeckt und es begann zu
regnen. Was als ein leises Getröpfle begann, entwickelte sich schnell zu
einem handfesten Dauerregen, der uns
die letzten Kilometer hinauf zur Hütte begleitete.
Oben angekommen fanden wir uns gleich nach dem
Trockenlegen zum Essen ein und beendeten diesen Tag mit deftiger Hirschwurst
und Rösti...
Dummerweise kamen wir dann alle kurz nach dem Essen, so
gegen 18.30 Uhr auf die Idee uns schlafen zu legen. So gegen 21.00 Uhr hatte
sich dies aber erledigt, so dass wir abermals die Gaststube aufsuchten...
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Churer Joch – Alp Flix
Nach einer Nacht mit heftigsten Gewittern folgte für
uns eine nebelige Abfahrt bis nach Parpan Von dort ging es über einen
kleinen Sattel nach Valbella und schließlich an der Westseite des Tales
hinauf bis zur Bergstation eines Skiliftes. Ab hier folgen wir dem Trail
nach Sporx, den wir bereits im Vorjahr befahren hatten. Auch die Abfahrt über
Alvaschein nach Tiefencastel kannten wir bereits. Dennoch genossen wir die
wunderschönen Trails dieser Gegend auf´s Neue. Langsam besserte sich auch
das Wetter, so dass wir am Kieswerk kurz vor Tiefencastel eine ausgedehnte
Vesperpause einlegen konnten.
Der einfache Anstieg hinauf nach Mon endete wie bereits im Vorjahr mit einem Bad Roland´s im
Dorfbrunnen.
Der Weg führte uns weiter über Salouf und Parsons und
letztendlich über einen schmalen Singletrail nach Savognin. Unseren ursprünglichen
Plan das Tal an der Westseite zu durchfahren, mussten wir mangels Weg und
Karte fallen lassen. So entschlossen wir uns das Tal bei Tinizong zu
durchqueren, um an der Ostseite über die Alp Flix (1977 m) nach Bivio zu
gelangen. Leider sollte dieses Vorhaben nicht ganz so einfach enden, wie
dies zunächst erschien.
Auf Markus´s
Nachfrage nach dem Weg bei einem Einheimischen bekamen wir die Auskunft,
dass wir hinauf auf die Alp ein kurzes Schiebestück zu bewältigen haben
werden. Aber zunächst schraubten wir uns auf einer steilen Teerstraße, später
auf einer Schotterpiste immer höher den Berg hinauf, bis dieser Schotterweg
an einem Bach endete. Auf den Hinweis auf das Schiebestück vertrauend
folgten wir dem Bach und haben so irgendwie die Stelle übersehen, an dem
man diesen hätte queren müssen. An die 300 Höhenmeter quälten wir uns
durch immer unwegsameres Gelände, durch das wir die Bikes nunmehr nur noch
tragend transportieren konnten. Im Wald sahen wir noch einige vermeintliche
Markierungen, nach dem Überschreiten der Baumgrenze blieb uns lediglich ein
schöner Blick zurück ins Tal...
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Wir entdeckten endlich einen Pfad, von dem wir aber
nicht wussten, ob wir diesem bergauf oder bergab zu folgen hatten. Also
machte sich Siggi nach oben und Roland nach unten auf den Weg, während der
Rest der Truppe stinksauer auf einer kleinen Almwiese rastete. Der Weg nach
oben endete irgendwo im Nichts, also beschlossen wir nach unten abzufahren.
Glücklicherweise war der Weg zumindest teilweise fahrbar und kurz vor der
Alp di Plaz stießen wir auch wieder auf den richtigen Pfad...der eben am
Hang entlang lief und kaum 200 m von der übersehenen Abzweigung wieder zu
uns fand. Knapp 70 min hat uns dieser kleine Ausflug ins Gelände gekostet.
Bivio an diesem Tag noch zu erreichen wurde langsam unmöglich, zumal unsere
Kondition und Motivation gegen Null lief.
Ach ja, das angekündigte Schiebestück hatten wir
dennoch vor uns, denn der Trail bis zur Alp Flix war nur stellenweise
fahrbar...
Dazu kam, dass die ehemalige Berghütte Alp Flix
inzwischen zu einem traurigen Beispiel grenzenloser Profitgier und der
kommerziellen Ausschlachtung der alpinen Landschaft geworden ist. In dem
sogenannten „Berghotel“ kostet eine Übernachtung inzwischen satte 90 CFR. Auch der Verhandlungsversuch von Markus und Rolf wurde von dem unverschämten
und unfreundlichen Typen an der Rezeption abgewimmelt. Schade, dass ein
Besuch der landschaftlich äußerst reizvollen Alp Flix durch diese
Profitgier für Wanderer und Biker zum finanziellen Risiko wird. Ich hoffe
derartige Negativbeispiele werden in den Alpen nicht weiter Schule machen.
Was uns erschöpften Bikern blieb, war die Abfahrt ins
Tal oder eine alternative Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Das
freundliche Nachfragen bei einigen Bewohnern der Alp Flix führte schließlich
zum Erfolg, und wir verbrachten einen gemütlichen Abend im privaten Kreis.
Hier noch ein Mal ein Lob an die vorbildliche Gastfreundschaft der
Schweizer...
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Alp Flix – Hospiz Bernina
Dummerweise begann der dritte Tag genauso wie der
vorherige geendet hatte...mit einem anstrengenden Schiebestück. Da wir den
Wanderweg nach Bivio nehmen wollten, mussten wir bis zur Alp Natons noch
einen Sattel überqueren, die Bikes auf dessen Rückseite durch versumpfte
Wiesen zu Tal schieben und uns durch tonnenweise Hinterlassenschaften von
Weidetieren quälen. Endlich an der Alp Natons angekommen, entschlossen wir
uns jetzt entgültig ins Tal abzufahren, um unsere wenig erfolgreiche
Exkursion über die Alp Flix endlich zu beenden. Schließlich erwartete uns
heute noch eines der Highlights der Tour, der grandiose Septimerpass...
Von unserem ursprünglichen Vorhaben in Bivo
einzukaufen, mussten wir auf Grund geschlossener Geschäfte Abstand nehmen.
Was blieb war der Besuch einer Pizzeria, um eine Portion Spaghetti
einzuwerfen. Leider ließen es das trübe Wetter und der eiskalte Wind nicht
zu, draußen zu sitzen.
Was nun folgte war der uns
bereits aus dem Vorjahr bekannte, relative einfache Aufstieg hinauf zum
Septimerpass. Dieser windet sich auf einer Schotterpiste hinauf
bis auf 2310m. Unser sorgenvoller Blick hinauf zu den immer dunkler
werdenden Wolken trieb uns voran, die traumhafte, aber bei Nässe wohl
unfahrbare Abfahrt auf der alten Römerstraße hinter uns zu bringen. Als
sich die Wolken aber zusehends lichteten, blieb sogar noch genug Zeit für
einige Fotos und das mehrmalige Befahren besonders anspruchsvoller
Passagen. Auf halber Höhe endet der schmale Trail und die Abfahrt setzt
sich auf einer breiten Schotterpiste fort. Da wir die abzweigenden
Singletrail-Passagen schon im Vorjahr erkundet hatten, fuhren wir schnell
ab ins Tal.
Uns erwarten an diesem Tag noch
zwei weitere Anstiege, der Malojapass (1850m) und er Berninapass. Ersterer
windet sich in unzähligen Serpentinen wie ein Lindwurm nach oben. Der
Verkehr war glücklicherweise erträglich. Angesichts der vorgerückten
Stunde nahmen wir vom ursprünglichen Vorhaben, die Seen an der Südseite
auf Wanderwegen zu passieren, Abstand und entschlossen uns, den Rückenwind
zu nutzen und die Strecke bis St. Moritz auf der Straße zurück zu legen.
Die jetzt doch noch aufkommenden
Regenschauer im Rücken, beschlossen wir nach vorheriger Reservierung im
Hospiz Bernina auch den Berninapass (2330m) noch an diesem Tag zu
bezwingen. Sanft ansteigend führte uns die Straße auf 16 km Länge
hinauf auf den Pass. Einige Regenschauer kühlten den schweißtreibenden
Aufstieg, und wir sind froh auf der Passhöhe endlich die Unterkunft zu
erblicken.
Wie uns von Markus vorhergesagt,
erwartete uns ein üppiges und sehr gutes Abendessen, an welches wir noch
lange denken werden. Das Hotelpersonal erklärte sich gerne bereit unsere
verschwitzten und stinkenden Bikeklamotten zu waschen und mit dem Ober
konnten wir uns noch ausgiebig über die nächsten Etappen unterhalten.
Alles in allem voll zu empfehlen, das Hospiz Bernina!
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Berninapass
– Rifugio Val Viola
Die ersten Sonnenstrahlen
scheinen durch das Fenster und der Blick nach draußen zeigt uns das
atemberaubende Szenario des Berninapasses mit seinen grün schimmernden
Seen und dem mächtigen Gletscher im
Hintergrund.
Nach der Plünderung des
ausgiebigen Frühstücksbuffets machten wir uns auf den Weg entlang der
Seen in Richtung Alp Grüm.
Das traumhafte Bergwetter und das grandiose Panorama zwang uns förmlich
zu immer neuen Fotopausen auf dem schön zu fahrenden Trail. Kurz vor der
Alp Grüm entdeckten wir eine Singetrailabfahrt hinab nach Cavaglia.
Doch bevor wir uns entschließen
konnten diesen Trail zu probieren, steuerten wir zunächst die Alp Grüm
an. Als wir aber den hier nach unten gehenden Schotterweg mit Unmengen von
Wanderern erblickten, war uns eines sofort klar...wir probieren den Trail.
Kurze Diskussion, Kehrtwende und zurück zum Einstieg. Was nun folgte, war
ein wahres Gedicht für Technikspezialisten wie Markus und mich.
Verblockte Felspassagen wechselten sich ab mit Wurzeltrails, Spitzkehren
und Steilstufen. Leider waren größere Passagen unfahrbar, und wir
mussten einige Meter zu Fuß zurücklegen. Weiter unten im Wald folgte der
Trail einem Bachlauf und wurde von seiner Beschaffenheit her einfacher
befahrbar.
Angekommen in Cavaglia füllten
wir unsere Trinkflaschen abermals am Brunnen auf. Zunächst hatten wir vor
die Höhe zu halten und den Wanderweg nach Stazu zu nehmen, um uns den
Anstieg von 600 Höhenmetern von Poschiavo aus zu ersparen. Leider sah
schon der Einstieg zu diesem Höhenweg alles andere als verlockend aus.
Wir entschieden uns nach einigem Suchen für den Wanderweg entlang der
Gleise des Glacier Express hinab nach Poschiavo. Was nun folgte hätten
wir eigentlich nicht erwartet, ein rasanter, mit groben Brocken
gepflasteter Mörderdownhill hinab ins Tal. Brachiale Felspassagen
wechselten sich ab mit schnellen Waldpassagen, immer wieder mussten wir
die Gleise überqueren, auf denen zur selben Zeit ein Zug ins Tal fuhr.
Fast hätten wir es geschafft diesen zu überholen, aber auf Grund einiger
Fotopausen schafften wir dies nicht ganz.
Überwältigt von dieser Abfahrt
erreichten wir schließlich S. Carlo, wo unser erneuter Anstieg in
Richtung Berninapass begann, schließlich wollten wir heute ja noch durch
das Val die Campo hinauf zum Passo die Val Viola.
Nach dem Anstieg auf der Passstraße,
natürlich in der größten Mittagshitze und einer Portion Lasagne in
einem Restaurant kurz vor Stazu, begann die Auffahrt ins Val di Campo.
Eine relativ angenehm zu fahrende Schotterpiste führte uns bis zur
Rifugio die Campo. Von dort aus mussten wir die letzten 500 Höhenmeter
auf schmalen Pfaden bewältigen. Große Teile waren nicht befahrbar. Glücklicherweise
fanden wir an der Hütte eine Wanderkarte, die die Pfade für uns
Mountainbiker aufführte und uns zeigte, dass wir ab dem kleinen Bergsee
die nördliche Variante des Weges zu nehmen hatten. Dies sollte sich als
gut erweisen, zumal uns eine Gruppe von Bikern, die die südliche Variante
hinab gekommen sind, ziemlich genervt von der elenden Tragepassage
erschien.
Also schoben wir unsere Bikes ca.
2 Stunden lang durch die schöne Berglandschaft und erreichten schließlich
einen kleinen Sattel vor der letzten Tragepassage. Hier konnten wir noch
mal einen kurzen Blick auf die südliche Wegvariante werfen und waren
heilfroh diese nicht genommen zu haben.
Die letzten 50 Höhenmeter
schnallte ich mir mein Bike auf den Rucksack und schleppte es so die
extrem steile Passage hinauf.
Auf der Passhöhe des Passo die
Val Viola (2432 m) erreichten wir schließlich Italien und von hier ab führte
eine stark erodierte Militärpiste bis hinab zur Rifugio Val Viola, wo
Markus inzwischen schon eine günstige Übernachtung reserviert hatte.
Wir verbrachten den Abend
gemeinsam mit einer anderen Gruppe bei Rotwein, Polenta und hausgemachtem
Gulasch in der gemütlichen Hütte. Als der Hüttenwirt dann auch noch mit
Glühwein an den Tisch kam, war der Abend gerettet...
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Rifugio
Val Viola – Schlinig
Der fünfte Tag begann mit einer rasanten Abfahrt durch´s
Val Viola. Zunächst auf der nassen und mit zahlreichen Erosionsrinnen übersäten
Militärpiste, später dann auf einer gut ausgebauten Schotterpiste rasten
wir ins Tal.
Nach einem kurzen Zwangsstop zur Suche nach einer
brauchbaren Pumpe für Markus Luftdämpfer fuhren wir den traumhaften Höhenweg
oberhalb von Valdidentro in Richtung Lago di Cancano. Ständig leicht
abfallend ist dieser Weg ein echter Genuss zum Fahren. Leider wollte auch
heute das Wetter überhaupt nicht mitspielen und kalter Wind und
wolkenverhangener Himmel sollten uns noch den ganzen Tag begleiten.
Wir fuhren noch kurz die paar verbliebenen Serpentinen
hoch zum See, besorgten uns ein paar belegte Brötchen in einer Rifugio und
rasteten auf den dort bereit gestellten Liegestühlen. Markus hat seinen Dämpfer
mit ein paar Metern Maurerschnur fixiert, um ein zu weites Eintauchen des
Rahmens zu verhindern.
Danach starteten wir zu der landschaftlich schönsten
Etappe unserer diesjährigen Alpentour...ins Val Mora.
Wir gelangten zunächst entlang der zwei Stauseen, später
dann dem schmalen Trail folgend immer weiter in die raue und ursprüngliche
Landschaft, gesäumt von schroffen Felsmassiven und bis auf den Weg
hinabreichenden Geröllfeldern. Rolf prägte den Spruch des Tages, indem er
meinte: „Wenn es einen heiligen Pfad für Mountainbike gibt, dann ist es
dieser hier“.
Traumhaft windet sich der Trail durch das enge Tal, mal
sanft ansteigend, ein Geröllfeld querend, dann wieder abfallend...ein
wahrer Spaß zum Fahren.
Irgendwo zwischen den Felsbrocken verlassen wir Italien
und gelangen abermals in die Schweiz. Später öffnet sich das Tal, der Weg
geht über in eine Schotterpiste. Hier schlägt uns eiskalter Wind entgegen.
Wolkenfetzen verhängen teilweise die grandiose Berglandschaft, der Fluss
windet sich ursprünglich und unberührt zwischen breiten Kiesbänken durchs
Tal. Man könnte sagen: „Besser als in Kanada.“
Schließlich erreichten wir den höchsten Punkt des
Tales mit 2250 Höhenmetern. Vor uns lag die scheinbar endlose Abfahrt nach
St. Maria im Münstertal. Auf einer fanatisch schnellen Schotterpiste rasten
wir ins Tal, durchfuhren einige Ortschaften und lassen die Grenze nach
Italien hinter uns.
In Laatsch stürmt ein Teil unserer Gruppe eine
Pizzeria, um sich für den kommenden Anstieg nach Schlinig zu stärken, während
Rolf und ich uns entscheiden am Dorfbrunnen zu vespern.
Nach der Mahlzeit buchen wir eine Unterkunft im Gasthof
Edelweiß in Schlinig, den ich bereits 1999 auf meiner Transalp besucht
habe. Auf uns wartet noch ein Anstieg von knapp 700 Höhenmetern, es sollte
sich zeigen, dass dies auch ein paar mehr werden können...
Hinauf nach Schlinig führen prinzipiell zwei Wege,
einmal die Fahrstraße ab Burgeis sowie ein angenehmer und autofreier
Forstweg ab Schleis. Wir entschieden uns für den letzteren.
Irgendwo bei 1450 m, die ersten Häuser von Schlinig
schon im Blick, haben wir glatt eine Abzweigung verpasst...wir sollten fast
500 Höhenmeter brauchen, bis wir den Fehler bemerkten. Netterweise begann
es dann auch noch heftig an zu regnen, und wir konnten die falsch gefahrenen
3 km frierend wieder zurück fahren. Zugegeben die Beschilderung nach
Schlinig ist alles andere als gut, aber diesen Fehler hätten wir uns an
diesem Abend echt ersparen können. Glücklicherweise war die Gruppe an
diesem Tag fit genug, dies ohne weiteres zu verkraften. Ein warmes Bad und
das üppige Menü im Gasthof Edelweiß taten ihr Übriges dazu....
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Schlinig
– S´chanf
Der Morgen begann mit Nebel und Nieselregen. Der steile
Anstieg zur Sesvennahütte konnte von uns nur schiebend bewältigt werden.
Oben an der Hütte angekommen, begannen sich die Wolken zu lichten und erste
Sonnenstrahlen beleuchteten den völlig verschlammten Trail über den Schlingpass (2311 m) hinab zum felsigen Einstig ins
Val Uina.
Nach einer kurzen Rast machten wir uns auf, den
grandiosen Weg hinab ins Tal zu durchschreiten. Nur einige Meter des in den
Fels gehauenen Weges sind mit gutem Gewissen befahrbar, zumal nur wenige
Zentimeter neben dem Pfad der Abgrund der Schlucht gähnt und jeder Sturz
vom Bike unwiderruflich in den Tiefen des Abgrundes enden würde. Dennoch
versuchte und meisterte Markus, unser Singletrail-Spezialist, einige haarige
Passagen auf dem Bike.
Unzählige Fotos und 300 Höhenmeter weiter unten geht
die Schlucht wieder in einen super befahrbaren und reizvollen Singletrail über,
der uns direkt zur Alm Uina Dadaint (1781m) führt, von deren Bündner
Nusstorte uns Markus schon seit Tagen vorgeschwärmt hat.
Nach der Alm blasen wir auf der Schotterpiste ins Tal
und erreichen schließlich Sur En. Von dort aus folgten wir dem Radweg bis nach Scoul, wo Markus in einem
Fahrradladen endlich zu einer Dämpferpumpe kommt, um sein Bike wieder fit
zu machen.
Wir beschlossen die Strecke über Zernez bis zum
Eingang des Val Susauna aus Zeitgründen auf der Straße zurück zu legen.
Wir wollten versuchen heute noch die Keschhütte zu erreichen.
Als wir dann nach einer langen Etappe bei widerlichem
Gegendwind endlich Zernez erreichen und es anfängt heftig zu regnen,
beschließen wir uns eine Unterkunft im Tal zu suchen. Nach langen Bemühungen
der Touristinfo in Zernez finden wir endlich eine Unterkunft im Hotel Aurora
in S´chanf. Leider müssen wir bis dorthin noch 15 km bei strömendem Regen
zurück legen.
Völlig durchnässt und genervt erreichen wir schließlich
das Hotel, dessen Einrichtung inklusive dem Personal aus dem vorletzten
Jahrhundert zu stammen scheint. Leider schaffen wir es mangels trockener
Kleidung und Schuhe nicht mehr, uns im Ort weiter umzusehen und beschließen
dummerweise im Haus zu essen. Zugegeben, das Essen war gut, aber nach 2
Hauptgerichten und 45,- CFr hungrig aufzustehen war nicht gerade schön. Wir
hatten noch nie im Leben für so wenig Essen derart viel blechen müssen. Glücklicherweise
hatten wir noch 700 g Kekse und einige Tafeln Schokolade, die wir nach dem
Essen auf dem Zimmer verdrücken konnten. Sonst wären wir an dem Abend wohl
alle den Hungertod gestorben...
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S´chanf
– Passugg
Die ganze Nacht hat es heftigst geregnet und der Donner
grollte fortwährend. Ein Blick aus dem Fenster verhieß nichts Gutes: Der
Inn war über die Ufer getreten und seine braune Brühe wälzte sich auf
breiter Front ins Tal. An den Berghängen hingen Wolkenfetzen bis weit ins
Tal hinab. Alles war durchweicht und mit neuem Regen mussten wir ständig
rechnen. Eines war sofort klar, den uns allen unbekannten Sertigpass und den
Aufstieg auf 2739m konnten wir
vergessen. Sich bei diesem Wetter mit dem Bike ins Hochgebirge zu wagen, wäre
nicht nur fahrlässig, sondern unter Umständen auch lebensgefährlich
gewesen. Blieb noch die Frage, wie wir Chur erreichen sollten. Die Rückfahrt
mit der Bahn haben wir gleich ausgeschlossen, also blieb die Fahrt über den
Füelapass nach Davos und durchs Prättigau zurück ins Rheintal. Glücklicherweise
fand Markus noch eine Alternative zu dieser Route, nämlich die Fahrt über
den Albulapass nach Tiefencastel und über Lenzerheide zurück nach Chur.
Nach dem Frühstück machten wir uns auf in Richtung La
Punt, wo der Aufstieg auf einer schmalen und glücklicherweise kaum
befahrenen Straße zum Albulapass (2312 m) begann. Ab ca. 2000 m fuhren wir
im dichten Nebel dahin und waren heilfroh, als wir endlich das Hospiz oben
auf der Passhöhe erreichten. Markus bestellte sich nur zwei Stunden nachdem
wir vom Frühstück aufgestanden waren ein Hirschschnitzel. Wir hielten dies
zunächst für verrückt, aber es war derart lecker, dass wir uns alle
entschlossen es Ihm gleich zu tun.
Nach dem Anziehen aller verfügbaren Kleidungstücke
sahen wir aus wie „Eiger Nordwand-Bezwinger“ und machten uns auf, die
eisigen und vernebelten 1400 Höhenmeter Abfahrt nach Tiefencastel zu
absolvieren.
Dirk und ich bildeten die Spitze des Trupps und
genossen trotz Kälte und Nässe die nicht enden wollende Fahrt auf dem
nassen Asphalt. Oben versagten die Bremsen auf den Ceramikfelgen, da der ständige
Nieselregen alles mit einem feinem Wasserfilm überzogen hat. Dauernd
mussten wir die Bikebrillen abwischen. Glücklicherweise wurde die Straße
ab Bergün wieder trocken und der Nebel lichtetet sich, so dass wir sogar
noch ein Auto die Serpentinen hinab vor uns her treiben konnten...bei 76
km/h haben wir dann aber leider das Rennen auf einer langen Geraden
verloren. Unten im Tal mussten wir einige Minuten auf den Rest der Gruppe
warten und konnten uns schließlich wieder von unserer Vermummung befreien.
Den Rest des Weges bis hinauf nach Lenzerheide und
Valbella legten wir sogar im Trockenen zurück, erlebten noch live einen
Bergrutsch und sahen die gerade weggeräumten Murenabgänge auf der Straße.
Ab Valbella fuhren wir auf den ausgeschilderten
Mountainbikewegen bis nach Churwalden und dann über den Polenwäg, den wir
vor einer Woche hinauf gekommen sind, zurück nach Passugg. Leider war auch
diese Abfahrt derart durchnässt, dass wir weniger davon hatten, als der Weg
eigentlich hergeben würde.
Zum Glück standen unsere Autos noch unversehrt an Ort
und Stelle, und wir konnten endlich trockene, saubere und nicht stinkende
Kleidung anziehen.
Wir verabschiedeten uns hier bereits von Markus. Rolf
ließen wir in Lindau auf dem Bahnhof raus, damit er nach München fahren
konnte. Der Rest der Truppe ließ sich noch zu einem Essen in meiner
Stammpizzeria in Tettnang überreden, wo wir im Arco Azzuro noch jeder eine
wagenradgroße Pizza verdrückten...
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Fazit
Meine erste mehrtägige Rundtour führte uns auf 406 km und 11664 Höhenmetern durch Graubünden. Das Wetter hat es nicht gut gemeint
mit uns in diesem Jahr. Dafür durchfuhren wir abermals traumhafte Gegenden,
befuhren reizvolle wie anspruchsvolle Trails und erlebten so Einiges, was
wir so schnell nicht vergessen werden. Die Route bot eine ausgewogene
Mischung aus Trails, Straßenpassagen und zeichnete sich durch relativ wenig
Schiebepassagen aus. Die Gastronomie an der Strecke war größtenteils
einladend und bot faire Preise. Die flexible Gestaltung der Route und der
Verzicht auf das Vorbuchen der Unterkünfte machte die Tour in ihrer Form
und bei den widrigen Wetterbedingungen überhaupt erst möglich. Die
abgebrochenen Pässe (Sertigpass, Duranapass und Hörnli) am Ende der Route
werde ich irgendwann mal in einer kurzen Tour nachholen...
Tops:
- Der
Berninapass und das dortige Hospiz
- Das
traumhafte Val Mora
- Das
Val Uina
Flops:
- Das
teilweise miserable Wetter
- Die
Abzocke auf der Alp Flix „Berghotel“
- Die
Portionen im Hotel Aurora
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