Ich wache auf, gehe ins Bad und schaue in den Spiegel. Oh Mann siehst Du schlecht aus denke ich mir bei dem Anblick den ich sehe. Die Strapazen der letzten Tage haben mich völlig ausgemergelt. Der 6 Tage Bart tut ein Übriges. Also nichts wie hinab und das beste Frühstücksbuffet, das ich in 8 Jahren Alpentouren genießen durfte ausgiebig plündern. Nach einem kurzen Bikecheck in der Morgensonne geht es auf der Straße mit Tempo 80 hinab ins Tal. Bei Stava biegen wir in den Wanderweg Nr. 56 ein. Dieser zieht sich hoch über dem Talgrund am Hang entlang und führt uns schließlich hinab nach Cavalese. Hier kaufen wir eine Brotzeit für später und Frank macht sich auf die Suche nach einem Bikeladen. Für Frank´s neues Schaltwerk müssen wir alle nach Carano, einem knapp 2 km entfernten Ort radeln. Bis wir dort ankommen hat er bereits 65,-EUR für ein LX Schaltwerk liegen lassen und ist am montieren. Wir verstauen noch das Essen anständig in unsern Rucksäcken und schon geht es weiter in eine der einsamsten Gebirgesketten der Alpen…dem Lagorai. Kurz unterhalb von Cavalese beginnt bei Cascata der Anstieg in diese Bergregion, in der es fast scheint das sich dorthin zuletzt im ersten Weltkrieg jemand verlaufen hat.
Eine Schotterpiste führt uns hinauf zur einsamen Malga Inferno. Über 1000 Höhenmeter am Stück fahren wir durch den Wald. Die einigste Unterbrechung sind ein paar Waldarbeiter, die mit Ihrer Seilbahn zum Holztransport den Weg blockieren.
Ab der Malga Inferno geht es noch mal ein ganzes Stück nach oben und um den ganzen Bergrücken herum. Nach einiger Zeit verlassen wir den Wald und geht wieder bergab. An der Malga Coston machen wir am Brunnen Rast und machen uns über unser mitgebrachtes Vesper her. Nach einiger Zeit werden die um uns herum stehenden Kühe sehr neugierig und fangen alles an ab zu schlecken.
Salz…ganz besonders anziehend scheinen Alwins Beine zu sein. Mit der Zeit werden die Viecher derart aufdringlich, so dass wir uns nur noch mit Fußtritten gegen ihre Annäherungsversuche wehren können. Schließlich müssen wir die Flucht ergreifen und weiter fahren.
Wir suchen nach einigen Metren Abfahrt einen nicht in der Karte verzeichneten Weg aus einer Tourbeschreibung von www.bike-board.de. In dem Bereich, wo sich der Trail befinden soll, sind zur Zeit Waldarbeiter am werkeln, so dass es uns nicht gelingt, die verfallene Militärpiste im Wald ausfindig zu machen. Leider müssen wir deshalb die 400 Höhenmeter bis zur Malga Stue Bassa abfahren, um danach den Berg gleich wieder auf einer weiteren Schotterpiste hoch zu fahren. An der Malga Carzorga ist dann Schluß. Ab hier beginnt zunächst mal eine 200 hm lange Schiebestrecke, die von zahlreichen Kühen furchtbar zerwühlt ist. Zum Glück bessert sich der Zustand dieses Weges schon bald wieder und man kann das Bike ganz passabel bergauf schieben. Die Landschaft wird schnell sehr einsam, Überrechste von Militäranlagen werden nun überall sichtbar. Bedrohlich bauen sich rund um
uns dunkle Wolken auf. Malerisch liegt der Lago delle Stellune in dieser einsamen Lanschaft. Der Militärweg ist mit großen Steinplatten gefestigt und erstaunlich gut erhalten. Leider sind wir heute nicht mehr in der Verfassung diesne Weg fahrend zu bewältigen und müssen zum kräftesparenderen Schieben über gehen.
Schließlich erreichen wir die in einem kleine Canyon gelegene Forcella di Val Sorda. Um uns herum sind überall Schützengräben ausgehoben und Mauern aus Steinen errichtet. Vor uns öffent sich der Blick in ein weiteres endlos erscheinendes Tal. Beißend kalter Wind weht durch den Canyon, so dass wir schnell weiter fahren.
Die Abfahrt zur Malga Val Cion ist stellenweise extrem anspruchsvoll und weist Schwierigkeiten bis S-4 auf. Immer wieder wird unsere Abfahrt von kleinen Gegenanstiegen und von verblockten Passagen im flachen Gelände gebremst. Trotz der bedrohlich schwarzen Wolken scheint das Wetter zu halten. Wir bewältigen teils schiebend, teils fahrend den letzten Anstieg hinauf zum Passo Val Cion. Die Abfahrt zur gleichnamigen Alm ist schnell und flowig. An der Alm geht es uns allen bereits bekannten Schotterweg hinüber zum Passo Cinque Croci. Ich bin zum zweiten mal hier und diesmal haben wir sogar mal Tageslicht hier oben. Direkt an den 5 Kreuzen beginnt ein schöner Singletrail hinab ins Val Sugana. Zunächst geht es ziemlich ruppig über Almwiesen, dann taucht der Trail an den Malga Conseria in den Wald ein und wird anspruchsvoll. Auf S-3 Niveau geht es teilweise stark verblockten Porphyr nach unten. Einige feuchte Stellen sind verflixt rutschig, so das auch hier unser Fahrkönnen nochmals gefordert wird.
Danach läuft der Trail in zahlreichen Serpentinen auf Waldboden langsam aus bis er bei 1400m leider auf der geteerten Straße vom Passo Cinque Croci endet. Ab hier folgt nun wieder das, was ich auf einem Alpencross hasse wie die Pest: Vernichtung von Höhenmetern auf Asphalt . Leider gibt es auf der endlosen Abfahrt ins 1200m tiefer gelegene Val Sugana keinerlei Alternative zu diesem Weg. Schließlich kommen wir durch Spera, wo ich im letzten Jahr übernachtet hatte. Wir fahren dieses Jahr jedoch weiter bis nach Strigno, wo wir an der Piazza Centrale in einer Bar erst einmal Cola trinken, um wieder zu Kräften zu kommen. Auf uns warten im Abendlicht noch 40 km Radweg bis zum Lago di Caldonazzo. Ich kämpfe mit der Erschöpfung und vermisse zum ersten mal seit 6 Tagen mein großes Kettenblatt, welches ich durch eine Rockring ersetzt habe.
Zum Glück ist der Radweg gut ausgebaut und bestens beschildert. So fällt auf dieser Flachetappe wenigstens die Navigation leicht. Die Sonne ist bereits hinter dem Monte Marzola verschwunden als wir schließlich Lochere erreichen. Wir bekommen sofort ein Zimmer in einem großen Hotel und genießen das obligatorische erste Bier gleich in Bikeklamotten auf der Terrasse. Eine harte Etappe. Morgen werden wir den Gardasee erreichen
Übernachtung:
Hotel in Lochere
weiter zu Tag 7 Val Sugana – Torbole
Etappe:
Passo Pampeago (Reiterjoch)
Cavalese
Malga Inferno
Malga Stue basse
Forcella di Val Sorda
Passo Cinque Croci
Val Sugana
Lochere
Bilder Tag 6
Höhendiagramm
Kompass Karte Nr. 79 für Tag 6