Tag 1 Aufstieg zur Porta Vescovo
Am fünften Tag unseres Dolomitenurlaubes machen Rolf und ich uns
auf den Weg zur Porta Vescovo, wollen dann über Canazei ins Val Duron
und über die Seiser Alm zur Geislergruppe.
Zunächst fahren wir auf dem geschotterten Wanderweg über La Villa
nach Corvara und dann auf der Straße auf den Passo Campolongo (1875
m). Von dort fahren wir auf einer steilen Schotterpiste hinab
nach Arabba.
Vor dem Aufstieg zur Porta Vescovo haben alle gewarnt. Die
Zeitschriften schreiben, man solle besser die Seilbahn für die 800
Höhenmeter benutzen - was für Weicheier denken wir - wir sollten uns
täuschen.
Zwar ist auf der Karte ein Fahrweg eingezeichnet, aber dieser ist
bald derart steil, das das Fahren gänzlich unmöglich ist. Der Weg
verläuft auf einer abartig steilen Skipiste den Berg hinauf, dass wir
die Bikes dort kaum hinauf geschoben bekommen. Trotz dass es gerade mal
10 Uhr morgens ist, ist die Hitze unerträglich und auf der kahlen Skipiste finden wir kaum Schatten.
Erst an der Mittelstation wird der Weg etwas flacher, so dass wir
größtenteils wieder fahren können. Dort entdecken wir dann auch den
alternativen Aufstieg, welcher relativ flach auf Schotter von der
Straße zum Passo Pordoi von Westen her zur Mittelstation führt.
Dieser Aufstieg wäre auf jeden Fall die bessere Wahl gewesen.
Schließlich erreichen wir die 2450 m hoch gelegene Porta Vescovo
und uns eröffnet sich ein grandioser Ausblick auf den mächtigen
Marmolata-Gletscher.
Wir fahren auf einem schmalen Trail hinab und gelangen schließlich
auf den legendären Bindelweg... einem traumhaften Trail entlang der
Südflanke des Hanges. Mit Blick auf die Marmolata und auf den Lago
di Fedaia legen wir eine Vesperpause ein. Beim Betrachten meines Votec
M6 Light entdecke ich dabei am Oberrohr, kurz hinter dem Steuerrohr
einen Haar-Riss, mit dem ich auf Grund der Dreckablagerung wohl schon
eine Weile unterwegs sein muss. Da fährt man 6 Jahre lang
pannenfrei durch die Alpen und hier in knapp 2300 m Höhe bei
Traumwetter mit Blick auf die Marmolata bricht einem der Schrottbock
unterm Hintern zusammen... klasse. Mit etwas flauem Gefühl im Magen
fahren wir weiter.
Wir begegnen auf dem gut ausgetretenen und komplett fahrbaren Weg
unzähligen Gruppen und Schulklassen, die diesen Sonntag bei
Traumwetter ebenfalls auf dem Bindelweg verbringen. Es kommt zu
keinerlei Problemen und die Italiener freuen sich über uns Biker und
applaudieren an allen Schmalstellen und Steilrampen, die wir mal
bergauf, dann wieder bergab zu meistern haben. Eine Situation, die in
Deutschland wohl undenkbar wäre.
Schließlich erreichen wir den Passo Pordoi. Über den Weg Nr. 627
fahren wir auf einen genialen Singletrail bis Pecol ab. Danach
verschwindet der Trail im Wald und bietet ein Singletrailerlebnis der
Extraklasse. Spitzkehre folgt auf Spitzkehre... gerade Stücke gibt es
nicht dazwischen, einer engen kniffeligen Linkskurve folgt sofort eine
nicht minder schwere rechts herum. Meine Stimmung steigt nach dem
entdeckten Rahmenbruch von Kurve zur Kurve ins unermessliche. Leider
hat Rolf mit seinem XL-Rahmen in den engen Kurven ziemlich zu
kämpfen, so dass er meine Begeisterung für diesen Trail leider nicht
teilen kann.