Erfahrungsbericht Bocca Dell 'Ussol

 

Nachdem schon ich auf meiner 99er Transalp an der Bocca Dell 'Ussol gescheitet bin, habe ich vor kurzem folgenden Bericht von Jochen Schmid erhalten:


Hallo Carsten,

auch ich habe mich verleiten lassen, bei meiner diesjährigen Transalp zusammen
mit meinem Schwager Michael, die "Bocca Dell 'Ussol" zu überqueren. Auch wir
haben den richtigen Weg nicht gefunden. Wir sind ab Tione die Trento nach
Bolbeno in einen schönen zuerst kaum mit PKW befahrenen, und dann unbefahrenen
Forstweg Richtung Mga. Gaverdina gefahren. Schon hier war die Wegmarkierung
sehr mangelhaft und entsprach nicht den Angaben in der Kompass-Karte. Ab der
Alm (Casinotteo oder so) war dann die Landschaft dermaßen mit Kuh-Pizza
übersäht und von Rindviehchern zertrampelt, dass auch wir keinen Weg gefunden
haben. Zuerst versuchten wir einem etwa der Richtung auf dem Schild bei der
Hütte entsprechenden Weg zu folgen, dieser endete nach ein paar hundert Metern
im Nichts (auf Wegmarkierungen hatte man hier vollständig verzichtet).
Auch ein anderer Weg, der noch am Anfang als solcher zu erkennen war, endete in
einer Horde Ziegen und Kühe einschließlich deren Stoffwechselendprodukten. Wir
kehrten um, da uns dieser auch noch zu weit westlich erschien. Ein weiterer
Weg, der von der Hütte aus nur über eine total überdüngte (Kuhfladen) Fläche zu
erreichen war, war weder markiert, noch von langer Dauer. Nach weiterem
Kartenstudium entschieden wir kurzerhand, dass wir hier irgendwie zwischen den
beiden sichtbaren Berggipfeln über den Sattel müssen. Gesagt, getan. Es folgte
ein Aufstieg durch meterhohes Unkraut und Gestrüpp, umringt von hunderten
aufdringlicher Fliegen. Zu allem Überfluss hatte sich Michael noch eine riesige
Blase an der Ferse erlaufen. Nach unendlich erscheinender Schinderei erreichte
ich endlich den Grat und konnte es nicht glauben: von einem Weg nach unten war
weit und breit nichts zu erkennen. 

Auf dem Grad

Als Michael auch nach oben kam, legten wir,
gewarnt durch deine Beschreibung vom Vorjahr, die Rucksäcke und bikes ab und
machten uns auf die Suche nach einer Abstiegsmöglichkeit, jedoch zunächst
vergeblich. Ein weiterer Blich auf die Karte ließ uns vermuten, dass wir viel
zu weit westlich vom Bocca dell 'Ussol aufgestiegen sind. Ich machte mich
nochmals auf dem Weg nach Westen und nach ein paar hundert Metern glaubte ich
einen Weg ca. 300m unterhalb zu erkennen. Ein witeres Stück östlich war dann
auch der Abgrund nicht ganz so steil, sadass wir einsctimmig beschlossen dort
abzuteigen. Wir holten unser Gepäck und machten uns auf den Weg. Teils
rutschend, teils laufend, mit den bikes quuer vor dem Körper, schafften wir uns
nach unten, und siehe da, es war tatsächlich ein Weg, und wie uns ein
italienischer "Gebirgsjogger" bestätigte, auch noch der richtige. Die folgende
Abfahrt zur Malga Gui und so weiter war zum Großteil fahrbar und echt gut,
jedoch tröstet Sie nicht über den vorausgehenden Auf- und Abstieg hinweg. Auch
wenn ich jetzt etwa weiß, wo der Übergang Bocca dell 'Ussol" ist (war durch
eine Fahne vom Gratweg zu sehen) würde ich diese Passage nicht mehr probieren
und auch keinesfalls weiterempfehlen.


Mit freundlichen Gruessen / with kind regards


Jochen Schmid


Daher meine Empfehlung, solange niemand den Weg vom Ledrosee aus erkundet und anständig markiert hat, sollte sich keiner mehr mit Bikes über diesen Pass wagen....