Alpencross, das bedeutet in erster Hinsicht eine riesige sportliche
Herausforderung. Man sitzt 7, 8 oder bis zu 10 Tage in Folge auf dem
Bike. Jeden Tag zwischen 8 und 10 Stunden. Dabei werden täglich
Distanzen von bis zu 100 km und Anstiege von bis zu 3000 Höhenmeter am
Tag bewältigt. Jeden Tag ein Marathon, und morgen wieder...
Daß dies niemand ohne Training bewältigen kann steht außer Frage.
Daher beginnt eine intensive und zielgerichtete Vorbereitung bereits im
Frühjahr, sobald der Schnee zu schmelzen beginnt. Man bereitet sich
Schritt für Schritt vor auf das große Ziel, erleidet Misserfolge und
Rückschläge und kommt dennoch langsam und stetig voran.
Man erlebt diese Vorbereitung am Besten gemeinsam in der Gruppe, mit der
man später auf Tour geht. So kennt man die Stärken und Schwächen
seiner Tourpartner, kann sich auf alle Eventualitäten auf der Tour
einstellen und testet gemeinsam das Material und puscht sich gegenseitig
zum gemeinsamen Ziel.
Und dann beginnt sie - die Tour, das Highlight des Jahres, auf welches man
sich bereits seit Monaten vorbereitet hat. Und täglich ist der innere
Schweinehund zu besiegen, die Kraft aufzubringen, trotz Schmerzen und
Erschöpfung weiter zu fahren. Aber der Lohn dafür ist unbezahlbar,
wenn man abends im Sonnenuntergang neben der Hütte steht, das
Geleistete Revue passieren läßt und wenig später todmüde ins Matratzenlager
fällt.
Und dann sind da die kleinen Kämpfe die Tag für Tag ausgefochten
werden. Ein Rennradfahrer auf der Paßstraße, wir die mit vollbepacktem
Rucksack und schwerem Fully einfach dran vorbei ziehen. Und wer ist
zuerst am Paß, wer sitzt gemütlich in der Sonne und lutscht ein Eis,
während sich der Rest der Gruppe die letzten Serpentinen nach oben
quält...
Viel Passagen müssen geschoben werden, ab und zu verlangt es das
Gelände sogar das Bike zu tragen. Steigungen, die man sonst locker
hinauf drückt, werden unbezwingbar, der Rucksack zerrt ewig nach unten,
die Muskulatur ist ausgelaugt.
Bei all dem was dort passiert, darf man jedoch das eigentliche Ziel
nicht aus den Augen verlieren: ankommen. Also gilt es Kräfte zu
schonen, diese einzuteilen, sein Pulver nicht zu verschießen. Am Abend
muß regeneriert werden, neue Kräfte für den nächsten Tag sind zu
mobilisieren und die leer gesaugten Kohlenhydratspeicher müssen wieder
gefüllt werden
Und irgend wann hat man es geschafft, nach unzähligen Tagen und
Strapazen wird der Gardasee erreicht. Die Gefühle die man beim ersten
Blick auf den See empfindet sind unbeschreiblich. Gestandene Mannsbilder
liegen sich heulend in den Armen....