Bereits seit einigen Jahren tauschen Lukas Stöckli und ich immer wieder Tourentipps aus. Nur uns zu einer gemeinsamen Tour zu treffen, ist uns bisher leider noch nicht gelungen. Da ich gerade auf der Rückreise von Finale Ligure bin, ist der kleine Umweg über den Vierwaldstätter See eigentlich eine gute Gelegenheit, dies endlich mal nachzuholen.
Leider verspricht der Wetterbericht für heute schwüle Hitze und danach heftige Wärmegewitter. Kurzerhand wird die Tourenplanung umgeworfen und die Stecke verkürzt.
Es geht auf´s Stanser Horn. Lukas ist bekannt dafür dass er alles hoch fährt und dieses Können bekomme ich auf der folgenden Auffahrt eindrucksvoll demonstriert. Ein leichtes Bike, Klickpedale, ein Lenker kaum so breit wie meine Sattelstütze lang ist. Dazu ein Fahrer, bei dem die Gesetzte der Schwerkraft und der Physik nicht zu gelten scheinen. Kurzum werden auf einem steilen und glitschigen Trail bei 34°C Hitze, fast 100% Luftfeuchtigkeit kurz mal 800 Höhenmeter hoch gedrückt. In weniger als einer Stunde versteht sich. Während sich Lukas dabei locker mit mir unterhält, kommt mir meist nur noch ein ja oder nein über die Lippen. Zum Sprechen geht´s mir heute etwas zu schnell und zu steil den Berg hinauf. Von der Statur her sind wir ähnlich, Bikeverliebt und irgendwie Seelenverwandt. Aber heute spielen wir nicht mit den gleichen Karten. Ich bin noch platt von fast 5 Stunden auf der Autobahn, die Luftfeuchtigkeit bin ich nach 10 trockenen Tagen in Finale auch nicht gewohnt. Zudem wiegt mein Bike gut 5 kg mehr als das von Lukas. Die Protektoren auf meinem Rucksack, die breiten UST Reifen und die Flatpedale will ich gar nicht mehr erwähnen. Kurzum, nach knapp 700 Höhenmetern scheinen mir die Lichter aus zu gehen. Ich fange an zu frieren. Schnell ein Riegel. Über uns braut sich inzwischen gewaltig was zusammen. Schwarze Wolken, Donnergrollen…Lukas beschließt den Gipfelsturm für heute abzublasen Es beginnt zu regnen, die Temperatur sackt in den Keller. Der Kalkstein ist tückisch glitschig, hoch fahren auf dem Trail geht nun eh nicht mehr. Ich lege schnell die Protektoren an, versenke die Sattelstütze und fahre die Gabel aus. Lukas Sattel bleibt wo er ist, wozu absenken, und Schnellspanner gibt´s eh keinen.
Es geht abwärts, und zwar schnell. Gekonnt zirkelt Lukas um die glitschigen Wurzeln und Steine herum, Wasserrinnen werden übersprungen. Sich an dieses Hinterrad zu heften ist ein Genuss. Allergrößter Respekt vor diesem Fahrstil …mit dem Bike-Setup würde ich hier vermutlich verzweifeln.
Aber irgendwie sind die Karten nun anders gemischt, der Materialvorteil ist nun eindeutig auf meiner Seite. Ich jage Lukas vor mir her, dann passiert es: eine Rinne nicht sauber angefahren, weggerutscht, Plattfuß bei Lukas. Ich schwärme von meinen Tubeless Reifen, 100 % pannensicher. Bei der Gelegenheit lasse ich noch etwas Luft aus den Reifen, für mehr Grip auf den rutschigen Trails.
Nach knappen 5 Minuten ist Lukas wieder einsatzbereit. Ab jetzt habe ich die Ehre voraus zu fahren. Wir donnern den Trail hinab. Immer wieder bremsen technische Passagen unsere rasante Abfahrt. Ich warte stets unten und schaue Lukas dabei zu, wie er mit seinem Bike die technischen Passagen meistert. Chapeau…mehr kann ich dazu nicht sagen. Der Trail wird einfacher und schneller. Zu schnell. Mir passiert ein Fahrfehler, Durchschlag..von wegen 100% pannensicher. Ich pumpe 2x auf, rolle ziemlich luftlos die letzen Meter nach Stans zurück. Auch mit dem Kompressor vom Bikeshop lässt sich der Reifen nicht mehr befüllen. Später entdecke ich den Grund: die Milch war ausgetrocknet und konnte den Riss in der Reifenflanke nicht mehr abdichten.
Egal, obwohl es inzwischen aufgehört hat zu regnen ist es spät geworden. Auf mich warten noch ein paar Stunden Autobahn. Kurz noch duschen und einen Kaffee auf Lukas Terrasse trinken. Eine schöne Tour, und sicher nicht unsere letzte gemeinsame…
Link zu Lukas Stöckli
Wer auch mal mit Ihm auf Tour gehen will, der sollte unbedingt eine Tour aus seinem umfangreichen Angebot buchen.