Es ist Mitte September und wir haben uns in Samnaun eine Ferienwohnung gemietet. Ich hatte den Tipp von einer Bekannten bekommen, dass man in Samnaun mit der Gästekarte sehr günstig alle Bergbahnen benutzen kann und zusätzlich noch freien Eintritt ins Schwimmbad inklusive Wellnessebereich mit dabei hat.
So machen sich am Freitag Abend Kersten, Nadine, Sandra und ich bereit für ein unvergessliches Mountainbike- Erlebniswochenende im Grenzgebiet zwischen Tirol und der Schweiz. Viele kennen die Region aus dem Winter vom Skifahren, doch auch im Sommer findet man hier im Bereich der Lifte und vor allem in der umliegenden Bergwelt traumhafte Möglichkeiten für Mountainbiketouren in alpiner Landschaft.
Nach einem Besuch im Schwimmbad und einem köstlichen selbstgekochten Abendessen starten wir am Samstag früh voller Elan zu unsrer ersten Tour. Nach vielen Wochen Sommerhitze und Trockenheit ist heute eher wechselhaftes Wetter angesagt. Egal, wir zahlen die 15 Franken Aufpreis fürs Velo pro Tag und Person und können jetzt alle Lifte zwischen Ischgl und Samnaun nutzen.
Leider erwischt uns bereits auf der ersten Abfahrt ein kalter Regenschauer und auf dem Flimjoch schneit es sogar. So hatten wir uns das eigentlich nicht vorgestellt. Daher liegen die wasserdichten Regenhosen und die dicken Handschuhe dummerweise auch noch in der Ferienwohnung.
Bei der zweiten Abfahrt in Richtung Idaple sind vor Allem blau gefrorene Finger und nasse Hosen das Problem. Wir beschließen daher erst einmal einen Einkehrschwung zu machen. Danach fahren wir noch eine Abfahrt zur Paznauner Thaya. Ein glitschiger Gegenanstieg und ein weiterer kalter Regenschauer geben uns den Rest. Wir fahren daher zurück übers Flimjoch zur Alp Trida und von dort aus die Talabfahrt auf einem schönen Singletrail nach Compatsch. Es reicht für heute, ab in die Sauna zum Auftauen!
Der zweite Tag gestaltet sich zunächst noch ungemütlicher. Daher starten wir später und warten heute im Gipfelrestaurant am Alptrider Sattel bis die Regenschauer aufgehört haben. Auf dem Flimjoch hat sich inzwischen eine geschlossene Schneedecke gebildet. Wir starten in den Velilltrail und fahren auf abwechslungsreichen und zum teil echt spannenden Weganschnitten bis ganz runter nach Ischgl.
Vor Allem die Wurzelpassagen im unteren Teil sind bei Nässe eine echte fahrtechnische Herausforderung und ein echtes Highlight. Im Anschluss fahren wir noch weiter Trails rund um das Flimjoch und machen und am Nachmittag schließlich auf den Weg zum Greitspitz. Von dort führt ein Singletrail auf dem Grat entlang bis zum Salasser Kopf.
Inzwischen scheint die Sonne und der Blick auf die frisch angezuckerte Berglandschaft rund um uns herum ist einzigartig schön. Wir sind begeistert und werden völlig euphorisch . Die drei Damen strahlen wortwörtlich mit der Sonne um die Wette. Die folgende Abfahrt über den superflowigen Schmugglertrail in Richtung Alptrider Sattel treibt uns zudem ein so breites Grinsen ins Gesicht, dass man davon schier Muskelkater bekommt!
Zum Abschluss fahren wir heute über einen steilen Steig zurück nach Samnaun. Irgendwann wird das Gelände dermaßen steil, dass wir die Mountainbikes mühsam durchs Gelände schieben müssen. Eine steile und stellenweise rutschige Schlucht erfordert nochmals unsere volle Konzentration. Gegen Ende könne wir auf einem schönen Singletrail durch einen lichten Lärchenwald zurück zu unserer Ferienwohnung fahren. Sandra muss uns am Sonntag Abend leider verlassen, für den Rest der Gruppe gibt es am Montag nochmal eine Fortsetzung. und dieses Mal ist absolutes Traumwetter vorhergesagt!
Die Tour am Montag führt und wieder mit der Seilbahn zum Alptrider Sattel und dann den gestern gefahrenen Schmugglertrail in die Gegenrichtung hoch zum Zeblasjoch. Dort ist noch ein Gegenanstieg zur Fourcla da Val Gronda zu bewältigen. im alpinen Gelände müssen die Mountainbikes geschoben und stellenweise getragen werden. Die dünne Luft in einer Höhe von 2850 m macht uns jetzt ganz schön zu schaffen.
Die folgende Abfahrt zur Heidelberger Hütte entpuppt sich als alpines Superflow-Highligt der Spitzenklasse. Bei strahlendem Sonnenschein, blauem Himmel und in wunderschöner Berglandschaft gleiten wir auf unfassbar geniale Art und Weise der malerisch gelegenen Berghütte entgegen.
Nach einer Mittagspause rollen wir die Zufahrtsstraße zur Hütte bis zur Mittelstation zur Idalpe zurück und gelangen abermals über das Flimjoch und den Alptrider Sattel schlussendlich zur finalen Abfahrt nach Samnaun. Dafür haben wir uns bereits gestern einen Singletrail direkt unter der Lufteilbahn ausgeguckt. Auch diese Abfahrt entpuppt sich an einigen Stellen als deutlich schwieriger als erhofft. So muss das Mountainbike abermals mehrfach geschoben werden. Wir erreichen schließlich wieder Compatsch und treten die Heimreise an.
Ein voll und ganz gelungenes Wochenende in einer lustigen und schlagkräftigen Gruppe. Wenn Engel reisen….
Unsere Touren in Samnaun: