Zwei junge Männer brechen auf zum Alpencross, wie so viele in den letzten Jahren. Doch bei diesen zwei ist alles etwas anders: Sie wollen nicht in Hütten und Gasthäusern nächtigen, sondern lieber draußen in der freien Natur schlafen. Daher gehören Isomatte und Schlafsack mit ins Gepäck. Und natürlich die Kameraausrüstung inklusive einer Helmkamera. Und dann wird alles dokumentiert, live dabei sozusagen. Wir erleben 160 min Alpencross aus der Fahrerperspektive.


Die Reise beginnt in Bonn, führt über die Autobahn nach München. Dort wird noch eine Triathlon-Veranstaltung besucht, was zwar mit dem eigentlichen Ziel dem Alpencross rein gar nichts zu tun hat, aber lustig anzusehen ist’s allemal. Dann geht’s endlich Richtung Berge, mit der Bummelbahn nach Oberstdorf. Dort angekommen ist es nun schon Abend und ein Nachtquartier auf dem Weg hoch zum Schrofenpass ist schnell gefunden. Gebadet wird im Bach. Strategischer Vorteil: man ist am nächsten Morgen schon auf der Stecke unterwegs, wenn alle Anderen noch schlafen. Dafür gibt’s zum Frühstück einen Müsliriegel aus dem Rucksack. Dann wird der Schrofenpass angegangen. Die Helmcam vermittelt gut die bisweilen halsbrecherische Kletterei nach oben. Leider ist sowohl Kameraführung als auch Bildqualität teilweise lausig und dem Betrachter wird’s irgendwann übel bei dem Gewackel. Egal, wir sind ja live dabei.

Wer nun bei der Abfahrt fahrtechnische Glanzleistungen oder gar wilde Stunts erwartet wird von dem Film leider enttäuscht werden. Die beiden Biker fahren mit mäßigem fahrtechnischem Können die eigentlich sehr einfache Abfahrt des Schrofenpasses nach Lechleiten hinab und müssen passagenweise sogar schieben.

Weiter geht die Reise rasant nach St. Anton, leider nicht auf Trails, denn das Roadbook sagt Teerstraße statt Singletrail. OK, damit gewinnt man Zeit, aber es entspricht nicht gerade dem Ansatz des Mountainbikens.

Weiter geht die Reise ins Patznauntal. In Ischgl werden die Beiden von wolkenbruchartigen Regenfällen überrascht und beschließen daher satt der steilen Auffahrt lieber die Seilbahn zu benutzen. Angesichts der Wetterlage sicher eine gute Entscheidung. Nach einigen Anstrengungen wird schließlich der Fimberpass erreicht. Die Traumabfahrt wird bei der Wetterlage allerdings schnell zum Alptraum, Schiebepassagen auf den glitschigen Felsen sind obligatorisch und ein heftiger Abflug des Helmkamerapiloten ist auch zu sehen. Live dabei eben. Kaum in der Schweiz angekommen verbessert sich die Wetterlage zusehends, also kann das Val Uina angegangen werden. Leider ist schon wieder zu viel Zeit verstrichen und die beiden Alpencrosser werden in der engen Schlucht von der Dunkelheit überrascht. Mit Stirnlampe geht es weiter aufwärts und so wird sogar noch vor Mitternacht die Sesvenahütte erreicht. Vom ursprünglichen Plan, heute noch bis nach Schlinig ab zu fahren wird abgewichen. Besser so.
Der nächste Morgen beginnt mit einer steilen Abfahrt, doch Stopp. Zunächst muss ein ausgebüchster Esel wieder eingefangen werden. Der osrtskundieg Betrachter bemerkt wieder aml mit Schmwerzen, dass auch hier wieder an schönen Trailabfahrten vorbei gefahren wird, egal. Weiter geht es nach Prad…auf dem Radweg und nach Sulden auf der Straße. Dann hoch zum Madrischjoch. Nur gut, dass es hier eine Seilbahn gibt, so erspart man sich etliche steile Höhenmeter im Skigebiet. Oben angekommen beeindruckt die tolle Landschaft. Fels und Eis dominieren das Bild. Leider haben die Zwei abermals Pech mit dem Wetter. Alles grau in grau. Dafür macht die Abfahrt Spaß. Dann geht es schnell weiter und wieder hinab ins Vinschgau. Auch hier hätte man jede Menge mehr Trails befahren können, aber es muss schnell weiter gehen, zumal man heute noch in Richtung Tarscher Alm vorstoßen will. Am Tarscher Pass herrscht Weltuntergang, nieselregen, eisige Kälte, beißender Wind…und ein paar Meter weiter oben schneit es sogar. Da helfen nicht mal die originell aus schwarzen Müllsäcken gebastelten Regenschutzanzüge. Die Abfahrt im rutschigen Geröll gerät zur Schiebepassage, egal, hier fährt auch bei schönem Wetter so gut wie keiner runter. Im Ultental angekommen wird das Wetter zum Glück wieder besser, so kann bald das Rabbijoch in Angriff genommen werden. In einer kleinen Hütte finden die Biker eine passable Bleibe für die Nacht.
Am nächsten morgen wird früh aufgebrochen, über das Rabbijoch geht es schnell hinab ins Tal. Was nun folgt ist sicher Geschmacksache, schnell geht’s allemal: Die restliche Stecke über Madonna Campiglio, Pinzolo und Storo wird auf der zum Teil stark befahrenen Hauptstraße absolviert. Die beeindruckende Brenta bleibt achtlos links liegen, statt Naturschönheiten Abgase, Straßenlärm und Frust. Und schon wieder wird es Nacht, gemütliche Heuschober sind auch nicht am Wegesrand zu finden. Obwohl die beiden Alpencrosser auf Ihrer Marathonetappe längst völlig erschöpft sind, wird noch in der Nacht der Tremalzopass erklommen…zu Fuß. Um halb 3 in der Nacht erblicken die erschöpften aber glücklichen Helden die Liter unten am Ufer des Gardasees. Geschafft, fast. Jetzt wird draußen biwakiert. Dafür gibt’s keine 2 Stunden später einen grandiosen Sonnenaufgang zu bewundern. Es hat sich gelohnt. Jetzt noch geschwind die legendäre Schotterpiste vom Tremalzo hinunterbrausen, den obligatorischen Sturz absolvieren und wieder werden sinnlos Höhenmeter auf Teer vernichtet, um schließlich Limone zu erreichen. Den Abschuss der Tour absolvieren die Beiden in den lebensgefährlichen Tunnels nach Riva. Schnell wird ein Siegerbier genossen, um noch am selben Tag mit dem Bus nach Rovereto zu fahren. Heim geht’s mit der Bahn zurück nach München.
Der Zuschauer ist live dabei, erhält wertvolle Tipps zu all den Dingen die bei so einer Reise passieren können. Der ganze Film ist sehr nett und amüsant kommentiert. Leider ist die Sprachqualität stellenweise lausig. Dafür ist der Film durchweg mit sehr guter und vor allem passender Musik untermalt. Bei 160 Minuten Laufzeit wäre an einer oder anderer Stelle weniger durchaus mehr gewesen. Dennoch ein tolles Projekt, Jochim Brandes und Thomas Drewek haben sichtlich Spaß bei der Sache und der Zuschauer wird immer wieder dazu genötigt, über die Beiden oder einfach über den stellenweise genialen Spechertext zu schmunzeln.
Ein Alpencross von normalen Bikern, zum Nachfahren für Jedermann. Damit dies auch gelingt ist der DVD als Extra das komplette Roadbook beigefügt. Wer jedoch etwas mehr Spaß, weniger Teer und mehr Trails erleben will, sollte die Route der Beiden an der einen oder anderen Stelle vertlassen und eventuell ein zwei Tage mehr einplanen.

Route:

Schrofenpass, Heilbronner Hütte, Fimberpass, Val d Uina, Madritschjoch, Tarscher Pass, Rabbijoch, Madonna di Campiglio, Passo Tremalzo.

Die Protagonisten sind Amateursportler und präsentieren ein authentisches Bild der Alpenüberquerung mit allen Höhen und Tiefen wie auch Du sie erleben kannst. Dazu Insiderwissen, bildstark präsentiert. Neben den vielen Streckenhighlights erfährst Du auch wie Deine Füße am dritten Tourtag aussehen werden, ob ein Bad in Gebirgsbächen empfehlenswert ist und wie gemütlich die Übernachtung in Scheunen am Wegesrand sein kann!

Titel: Durch das wilde Murmeltierland
Verlag: Delius Klasing Verlag GmbH
ISBN: 978-9-7688-8541-6

Links:

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Trailer

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