Wir waren heute mal wieder in der Gegend um Oberstdorf unterwegs. Eis illustre Truppe aus 11 Bikern hat sich aufgemacht, einen Gipfel zu bezwingen. Wie üblich sind die Berge steil im Allgäu und die fahrbaren Forst- und Alpwege enden irgendwann. Wer jetzt noch höher hinaus will, ist gezwungen sein Bike nach oben zu tragen.
Es ist also wie immer, irgendwann landet das Gefährt auf den Schultern und eine Karawane aus Trägern arbeitet sich mühsam durch die Latschenkiefern und über Almwiesen bergauf. zwar ist eine am Weg liegende Hütte schon langsam sichtbar, aber bis wir diese erreichen verstreicht viel Zeit. Langsam beginnt der Nacken und der Rücken zu schmerzen. Egal, wir sind ja freiwillig hier. Und Leidenschaft hat immer auch etwas mit Leiden zu tun.
Aufziehende Nebelschwaden und ein ungünstiger Wetterbericht rauben uns heute die Zeit, auf der Hütte einzukehren. Gerne hätten wir Biker heute hier etwas Umsatz generiert, aber eine Abfahrt im Trockenen ist uns wichtiger. Jetzt geht es erst einmal bergab. Schnell sind die Protektoren angelegt, der Sattel versenkt und die Gabel ausgefahren. Leichter Nieselregen verwandelt den glatten Kalkstein schnell in ein rutschiges Terrain, welches viel Fingerspitzengefühl und eine sichere Balance auf dem Bike erfordert.
Am nächsten Abzweig biegen wir ab und folgen nun einem welligen Höhenweg. Einige Gegenanstiege und verblockte Felspassagen behindern den unbeschwerten Fahrfluss. An der nächsten Alpe beginnt es richtig zu regnen.
Es ist jedoch nur ein kurzer Schauer. Dieser genügt jedoch um jetzt die berechtigte Sinnfrage nach dem Gipfelziel zu stellen. Vier Biker beschließen noch weiter zugehen, der Rest zieht den flowigen Trail bis zur nächsten Alphütte vor.
Wir Gipfelstürmer investieren nochmal eine Stunde Tragestrecke. Im Nebel stehen wir dann schließlich auf über 2100 Metern und sehen…nichts. Egal, Gipfel ist Gipfel, ein Gipfelbierchen aus der Dose gibt es auch noch und ich habe mal wieder ein Pärchen vollgemacht….vor ein paar Jahren stand ich im Winter schon einmal mit Tourenski hier oben.
Die folgende Abfahrt ist dann sehr technisch, stellenweise ausgesetzt und eigentlich größtenteils unfahrbar. Wir probieren einige Passagen, müssen dann aber bald einsehen, dass dieser Gipfel nicht wirklich bikebar ist. Weder auf der Aufstiegsroute noch auf der Abfahrt in der anderen Richtung. Wenigstens ist der Fels hier oben trocken geblieben.
Wir verlassen schließlich das verblockte Felsgelände. Die Sicht wird besser, der Nebel hängt nun als geschlossene Wolkendecke über uns.
Noch ein paar Meter über eine aufgeweichte und völlig zertrampelte Kuhweide. Vom einstigen Weg ist leider nichts mehr zu erkennen. Danach geht es endlich flowig und lohnend hinab zu einer Alpe. Dort warten bereits die Andern aus unserer Gruppe in einer gemütlichen Stube.
Nach einer kurzen Rast geht es auf einem kurvenreichen Flowtrail hinab ins Tal. Der Trail ist ein absoluter Leckerbissen. Wurzeln, Stufen, Spitzkehren. Griffiger Untergrund und ein überschaubares Terrain lassen echten Fahrspaß aufkommen. Eine lohnende Entschädigung für das mühsame Stolperbiken oben am Gipfel.
Unten angekommen rollen wir auf dem Radweg das Tal hinaus und erreichen nach knapp 7 Stunden wieder den Parkplatz.
Fazit: Trotz Wetterkapriolen und nicht immer gut fahrbaren Trails eine sehr schöne Runde in den Allgäuer Alpen. Eine große aber vollkommen harmonische Gruppe hatte viel Spaß am Berg.
Links zum Fotoalbum von Michael bei mtb-news
Karte: Allgäuer Alpen