Kann man im Winter mit dem Fatbike in den Alpen Touren fahren? Als begeisterter Winter-Mountainbiker und eingefleischter Fatbike-Fan galt es diese Frage endlich mal zu klären. Schon oft habe ich mir bei Skitouren gehen oder beim Pistenskifahren die Wege rechts und links der schneebedeckten Hänge angesehen. Was im Mittelgebirge mit meist überschaubaren Schneemengen und guter Infrastruktur das ganze Jahr über funktioniert, sollte doch eigentlich auch in den Alpen gehen.

Heute ist es endlich soweit. Im Kofferraum befinden sich zwei Fatbikes, zwei paar Schneeschuhe, zwei Zipfelbobs und allerhand sonstiges Equipment. Schließlich wollen wir ja auf alle Eventualitäten vorbereitet sein.

Kerstin ist noch etwas skeptisch, zumal wir den Parkplatz in Immenstadt im Allgäu aufgrund der durchaus stattlichen Schneefälle der letzten Stunden nur mit knapper Not erreichen. Neben Schneeschuhwanderern, Robelbahnbesuchern und Skitourengängern wirken wir mit unser grell bunten Fatbikes schon etwas exotisch.

Dann geht´s los. Bergstiefel an den Füßen, Gamaschen, Thermoskanne und Wechselklamotten im Rucksack. Das Steigbachtal ist schon im Sommer ein harter Brocken, jetzt mit Schneeauflage eigentlich totaler Schwachsinn. Der Weg ist einfach zu steil zum Fahren. Gut dass gerade ein Traktor den Weg heruntergefahren kommt und mit seinem Räumschild die Bahn für uns frei macht…

Nachdem die erste steile Rampe überwunden ist, können wir auf dem frisch geräumten Weg in die herrlich eingeschneite Landschaft hinauf kurbeln. Am Brennnesseltobel verzweigt sich der Forstweg. Der direkte Weg zum Kemptener Naturfreundehaus ist noch nicht geräumt. Also drehen wir hier gleich wieder um und fahren weiter Richtung Ornach. Vielleicht haben wir ja auf dem Umweg über den Gasthof Almagmach mehr Glück?

Aber bereits am nächsten Abzweig verlässt uns auch hier das Glück und wir schieben die Bikes in der Spur der Skitourengänger nach oben. An Fahren ist jetzt nicht mehr zu denken. Knapp zwanzig Minuten lang mühen wir uns ab, dann brummt es ein Stück weiter unten. Die Rettung naht, der Räumdienst kommt.

Der Fahrer des Treckers hält an, wir wechseln ein paar freundliche Worte und wir können ab jetzt wieder locker nach oben pedalieren.

Leider ist der Weg zur Mittelbergalpe hinauf nicht geräumt und auch das Schieben der Fatbikes ist hier nicht mehr möglich. Ohne Schneeschuhe bricht man im fast einem Meter tiefen Schnee trotz Aufstiegspur ständig ein. Erstens macht das jetzt keinen Sinn mehr und zweitens wollen wir die Spur nicht beschädigen. Wir beschließen also umzudrehen und den andern Weg Richtung Kemptener Naturfreundehaus nochmal zu probieren. Bei der Abfahrt zurück begegnen wir einer Rodlerin, die ihren Zipflbob den Berg hinauf trägt…

Also zurück zum Abzweig und dann nochmals hoch. Geräumt ist natürlich noch immer nicht, aber zahlreiche Skitourengänger haben den Schnee auf dem Weg inzwischen bei Aufstieg und Abfahrt einigermaßen gut verdichtet, so dass uns zumindest das Schieben hier nicht mehr allzu schwer fällt. Nach einer kurzen Rast beginnt es heftig zu schneien. Jetzt können wir abwechselnd bergauf fahren oder schieben.

Mühsam arbeiten wir uns nach oben, bis wir schließlich die Baumgrenze erreichen. Hier weht ein stürmischer Wind, die Spur ist eingeweht. Noch 15 Minuten bis zum Kemptener Naturfreundehaus, zu Fuß im Sommer wohlgemerkt. Jetzt kommt auch die Rodlerin von vorhin an, sie hat sich ohne Schneeschuhe von Almagmach aus hier herauf gewühlt.

Wir beschließen die Tour hier zu beenden und die Rückfahrt nach Immenstadt auf dem bereits beim Aufstieg genutzten Forstweg zu absolvieren. Die Fatbikes funktionieren wie wir uns das vorgestellt haben. Gelenkt wird durch in die Kurve legen oder Driften mit dem Hinterrad, Gebremst wird durch Wechsel in den tiefen Schnee. Damit die Scheibenbremse einsatzbereit bleibt und nicht vereist, lassen wir die Bremsbeläge die ganze Zeit auf Kontakt mit der Bremsscheibe schleifen. Unten wechseln wir auf die parallel verlaufende Rodelbahn und könne auf der festgefahrenen Piste optimal abfahren.

Am nächsten Morgen wollen wir von Blaichach ins Gunzensrieger Tal. Der Wirt vom Schiff in Bihlerdorf  , wo wir übernachtet haben, hat uns empfohlen den Weg ins Ostertal zu probieren. Bis zur Forsthütte Gräfenalpe sollte eigentlich geräumt sein. Die Anfahrt von Bihlerdorf hinauf nach Gunzensried erfolgt zunächst auf der Straße. Leider ist diese wie immer von Streusalz verseucht und auch die Autos stören uns gewaltig. Oben angekommen weht uns dann auch noch der Wind entgegen. Statt blauem Himmel und Sonnenschein gibt es heute zudem auch noch Dauergrau und Deprihimmel.

Endlich zweigt der Weg zum Parkplatz Ostertal ab. Endlich kein Salz mehr auf der Straße und der Wald schützt uns vor dem kalten Wind. Am Parkplatz beginnt es zu schneien und der Weg zur Gräfenalpe ist tatsächlich schneebedeckt aber geräumt. Die mäßige Steigung ist ideal, um mit dem Fatbike bequem nach oben zu gelangen. Bei traumhafter Winterstimmung folgen wir dem eingeschneiten Bach bis zum Ende des Tals. Hier ist aber Schluss für uns, hier beginnt das Revier der Skitourengeher und Schneeschuhläufer. Wir rollen über die Bulsalpe zur Gunzensrieder Säge, schieben am Berghaus Blässe ein paar Meter nach oben um statt der salzverseuchten Straße ein Stück im Skigebiet auf der Skipiste runter rollen zu können. Gerade noch rechtzeitig verlassen wir das Gunzensrieder Tal. Der Schneefall geht allmählich in Regen über und binnen weniger Minuten kollabiert der schöne Pulverschnee unter den Reifen zu einer glitschigen Masse…

Den Rest des Tages verbringen wir in der Saunalandschaft des Wonnemar in Sonthofen. Bei inzwischen starken Regen und heftigem Wind genau die richtige Entscheidung.

Fazit: Fatbiken in den Alpen geht auch in Winter. Bei starkem Neuschnee ist man jedoch darauf angewiesen das die Wege geräumt sind und keine allzu starke Steigung haben. Bergab ist alles drin, hüten sollte man sich jedoch vor Eis, Salz und dem Queren von stark verfestigten Stellen auf Rodelbahnen und Skipisten. Gut eingetrampelte Wege kann man auch bei hoher Schneedecke sehr gut befahren.

Hinweis: Generell sollte man Rücksicht auf andere Benutzer der Wege nehmen, Rodelbahnen, Skipisten und Langlaufloipen natürlich nur mit dem Fatbike befahren, wenn dies von Betreiber nicht untersagt ist. Aufstiegspuren von Skitourengehern sollte man nicht zertrampeln. Im alpinen Gelände muss man zudem mit winterlichen Gefahren wie zum Beispiel Lawinen rechnen!

10 Ausreden, warum man im Winter nicht Mountainbiken kann

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