Der Internet-PC im Taschach Haus hat´s vorgegeben: den Zeitplan für heute. Eine Kaltfront ist im Anmarsch, ab 15.00 soll diese im Kaunertal ankommen. Dann sollten wir über den Berg sein, sonst wird´s nass. OK, Frühstück um Sieben Uhr morgens, denn schnell auf die Bikes die 600 Höhenmeter Aufstieg zum Ölgrubenjoch (3044m) in Angriff nehmen. Die Karte sagt eigentlich , das wir runter zum Bach sollten und die dortige Brücke zur Querung nehmen müssten. Eigentlich ein klare Sache, aber wir landen halt doch auf dem Trail auf der linken Talseite, egal, der läuft ja eh parallel und irgendwann und irgendwo werden wir schon über das Wasser drüber kommen.
Das Irgendwo ist denn doch viel zu weit oben, immer wieder ist der Bach zu tosend, die Strömung zu reißend und der Sprung über´s Wasser einfach zu weit oder zu gefährlich. Irgendwann dann müssen wir aber, der Bach kommt aus einem Geröllfeld heraus, die Wände werden steiler und der anversierte Weg ist inzwischen auch ein ganzes Stück weiter rechts. Mit etwas Teamwork und vereinten Kräften gelingt es uns den tosenden Wildbach trocken zu überqueren. Dann noch ein Stück querfeldein Tragen und schon sind wir wieder auf dem rechten Weg. Gut, das Ganze hat uns jetzt vielleicht eine halbe Stunde extra gekostet, aber so es es nun mal.
Der weitere Anstieg führt uns immer weiter nach oben und mehr und mehr in die karge Landschaft in Richtung Pass. Die letzten Meter hinauf sind steil und beschwerlich, es muss stellenweise sogar geklettert werden. Dann rückt ein wunderbarer Gletscher ins Blickfeld, an seinen Fuß ein kleiner See. Das Ölgrubenjoch ist erreicht und der wir blicken hinab ins Kaunertal und auf die Serpentinen der Gletscherstraße. Noch scheint die Sonne, aber von Westen her bauen sich die Vorboten der Kaltfront unverkennbar am Horizont auf.
Also schnell weiter, Protektoren an, Luftdruck in den Reifen anpassen, Sattel runter und Gabel ausfahren. Es geht abwärts. Nach dem ersten Stück welches gut fahrbar ist, müssen wir immer wieder Passagen mit groben Felsbrocken überqueren, in denen an Fahren nicht zu denken ist. Schließlich enden diese Seitenmoränen längst vergangener Gletscher und der Trail führt steil und in einer tief eingeschnittenen Erosionsrinne hinab.
Wir verlassen das felsige Gelände und die Vegetation wird wieder dichter. Mit Erreichen der Waldgrenze wird der Weg breiter und führt flowig in Serpentinen ins Tal hinab. Immer wieder müssen wir den gleichen Bach überqueren, der die Wurzeln und Steine ständig nass und rutschig hält. Der fahrtechnische Anspruch ist hoch, dennoch ist der Trail hier unten eigentlich komplett fahrbar. Kurz oberhalb des Gepatschhauses erreichen wir die Straße.
Nach dem Füllen der Trinkflaschen an einer Alm, machen wir uns auf den Weg die 800 Höhenmeter Straße zu erklimmen. Inzwischen ist es bewölkt, dennoch scheint das Wetter zu halten. 14.00 Uhr ist es geworden, doch ein bisschen später als eigentlich geplant. Die Kaunertaler Gletscherstraße ist heute eigentlich kaum befahren, nur ein paar Motorräder überholen uns.
Schließlich erreichen wir bei 2550 Metern Höhe die Abzweigung zum Weißseejoch. Der Trail ist leicht zu übersehen und ein Wegweiser fehlt hier auch. Die Trinkflaschen sind inzwischen mal wieder leer getrunken, uns bleibt nur das Nachfüllen am Bach. Abermals werden die Bikes geschultert, um den knapp 2968 Meter hohen Pass so schnell wie möglich zu erreichen. Gut gehbare Abschnitte wechseln sich ab mit Passagen im Geröll und einigen Steilstufen.
Wenige Meter vor dem Weißssejoch beginnt es zu tröpfeln, shit, das Timing hat also nicht gepasst heute. Bis alle Abfahrtsbereit sind, die Regenjacken angezogen und die Protektoren angelegt sind, regnet es in Strömen.
Der erste Teil der Abfahrt verläuft auf sandigem Grund. Durchgeweicht inzwischen, aber da von teigartiger Konsistenz eigentlich gut befahrbar. Dann kommt das Geröll. Große Brocken, nasse Reifen, dazu Nebel. Ein völlig angelaufene Brille dazu. Alles kein Spaß.
Also absteigen und schieben, nur nicht um klicken, keinen Fehler machen, nicht stürzen. Raus hier aus dem Schlamassel. Endlich wird der Weg besser. Teilweise befestigt, wohl ein alter Almweg oder Säumerpfad. Bei schönem Wetter sicher ein Traum, heute nur eingeschränkt spaßbringend. Dann ein Platten. Reparatur im Regen, dann weiter. Nochmals stockt die Gruppe. Günter hat sich überschlagen. Zum Glück weitgehend unverletzt, aber an seinem Vorderrad sind 3 Speichen gebrochen. Also erst mal wieder reparieren, die übrigen Speichen nachspannen, sonst ist an Weiterfahrt nicht zu Denken. Das Team funktioniert, die Handgriffe sitzen, schnell ist der Schaden behoben. Dann ein Stück weiter mündet der Trail in einen Fahrweg. Endlich, das erste Mal seit Langem, dass wir uns über einen Schotterweg freuen. Inzwischen schüttet es sinnflutartig. Wir erreichen völlig durchweicht Melag. Gleich im ersten Hotel fragen wir nach einer Unterkunft. Ausgebucht, der der Wirt hängt sich freundlicherweise an Telefon. 1 km weiter gibt’s ein Zimmer für uns, im Langentaufer Hof. Super, also nix wie hin. Geschafft! Wellbereich, Wäsche- und Trockenservice, eine Bar und ganz wichtig ein ordentliches Viergängemenü retten den Tag.
Das Timing hat nicht ganz gepasst heute, aber wir haben die Etappe dennoch gut absolviert. Der Hannibal X von Appi ist abgeschlossen, wir wollen jedoch weiter fahren bis an den Gardasee. Leider ist für Morgen Dauerregen angesagt. Aber die heiklen Etappen haben wir hinter uns, morgen können wir problemlos einen Teil der Stecke abändern und uns den widrigen Wetterbedingungen anpassen.
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Fotos von Tag 3
Übernachtung: Langentaufer Hof