Spanferkel

Hinsetzen solle ich mich, und was essen. OK, hungrig bin ja eigentlich schon, aber ich wollte doch nur nach dem Weg fragen. Einen Schluck Cola würde ich ja schon trinken…und schwupps steht ein halbes Spanferkel vor mir. Dazu Antipasti, Brot und Rotwein. Nee, nee, das geht zu weit. Ich muss ja noch heil runter ins Tal kommen…

Aber erst mal von Anfang an, ich fahre hoch zum Passo San Jorio. Vor 10 Jahren war ich schon einmal hier, aber heute ist alles Anders:

-Morgenfrische statt Mittagshitze

-High Tech Fully statt schwabbeligem Eingelenker

-GPS statt Kompasskarte

-Bergstiefel statt Klickpedale

-Downhillreifen statt Cross Country Pneus

gut, die ersten drei Punkte mögen zunächst von Vorteil sein, bei den andern Zweien bin ich mir angesichts der 1500 Höhenmeter Auffahrt zum Rif. il Giovo nicht ganz so sicher, ob das die richtige Wahl ist.

Mititärweg Richtung Monte Tappa

Egal, da muss ich heute früh durch. Start in Dongo am Westufer des Comer Sees. Ich sitze bereits um 7.30 Uhr auf dem Bike und nach zweieinhalb Stunden habe ich das Rif. il Giovo erreicht. Keine Rekordzeit, aber ich habe heute ja auch noch was vor. Ich will weiter über den Monte Tappa und dann nach Süden in Richtung Lago Lugano. Der Wegverlauf bis zum pass ist bestens sichtbar, die Navigation ist somit kein Problem. Mein Track auf dem Navi ist nämlich hier zu Ende und der Weiterführende daheim auf dem PC…also krame ich doch wieder die gute alte Kompasskarte aus dem Rucksack und schaue zur Sicherheit mal drauf. Noch knapp 400 Höhenmeter bis zum Pass.

Jetzt wird es warm, die letzten Wolken am Himmel haben sich verdrückt. Der alte Militärweg führt zwischen dem Rif il Giovo bis zum Rif Sommafiume fast eben am Hang entlang.

Glutofen

Der Fels ist dunkelrot gefärbt und reflektiert die Sonne bestens. Obwohl ich mich fast auf 2000 Metern Höhe befinde, ist dieser Trail heute ein absoluter Backofen. Der Weg wird nun steiler und ist ist Stellenweise verfallen. So werden die letzten Meter für mich heute zum Tragestück in Richtung Monte Tappa. Die Bergstiefel kommen also doch noch zum Einsatz. Oben angekommen ist erst einmal eine Rast angesagt. Ich genieße das tolle Panorama.
Dann beginnt die Abfahrt auf dem Trail. Schöne Spitzkehren und sehr fein zu fahren. Teilweise schnell und dann wieder technisch durch Erosionsrinnen und über Felsen.

Blick auf die Abfahrt

Bei Monti Pianca Abzweig Via del Ferro. Abenteuerlich auf verfallenem Pfad in Schlucht. Heftige Gegenanstiege, auf denen ich das Bike schieben muss.

Ich erreiche die Straße bei Cavarga. Unerwarteter Gegenanstieg auf der Teerstraße. Ich bin ziemlich platt. Dann zweigt endlich der Schotterweg in Richtung Carlazzo ab, Baustelle, mehrere Gabelungen und plötzlich stehe ich mitten in einem kleinen Anwesen und will nach dem Weg fragen, satt dessen bekomme ich ein Spanferkel serviert. Auch nicht schlecht.

Frisch gestärkt geht es weiter auf einer breiten Schotterpiste. Der Untergrund ist locker und zahlreiche Wasserrinnen fordern nochmals meine volle Konzentration. Dann kommt mir ein Fiat Panda entgegen. Unglaublich, was diese Blechkisten alles aushalten!

Nach über 7 Stunden erreiche ich Porlezza am Luganer See. es hat etwas länger gedauert, als geplant, aber eine spannende und erlebnisreiche Tour geht zu Ende. Fazit: man trifft sich immer zwei mal im Leben, evtl. auch noch ein drittes mal. Schließlich gibt es in der Gegend hier noch unzählige Trails zu entdecken.

Zufällig habe ich gerade unter dem Stichwort Via del Ferro bei Youtube dieses Video entdeckt:


Ich bin zwar hoch zu nicht ganz so viel gefahren, hatte aber bei der Abfahrt definitiv mehr Spaß 🙂

GPS-Track:

Buchtipp:  Bikeguide Comer See

Karte: Kompass 91 Lago di Como / Lago Lugano

Digitale Karte: Kompass Lago di Como / Lago Lugano

Schreibe einen Kommentar