Manche Dinge brauchen ihre Zeit. Bei mir brauchte der Schrofenpass Zeit, 10 Jahre ums genau zu beziffern. Während für die meisten Alpencrosser der Schrofenpass der erste Pass mit dem Bike ist, habe ich 125 Pässe gebraucht um endlich mal hier her zu kommen.
8.22 Uhr Parkplatz Fellhornbahn. 4°C, Schatten, es geht los

9.35 Uhr Ende des breiten Weges, immer noch Schatten, ich hab Hunger. Bisher meist flach steigende Teerstraße, ein paar steile Rampen am Ende. Nun Aufstieg zum Schrofenpass.

schrofenpass

10:00 Uhr Schrofenpass. Endlich Sonne. Ich esse was. Der Weg bzw. das Tragestück hier hoch ist ganz schön ausgesetzt. Leute mit Höhenangst müssen hier wohl ganz schön zittern. Dafür ist man ganz fix oben.
Tja Sonne scheint auf mich und mein Bike uns auf meinen Hinterbau. Das hätte sie besser nicht getan: Ein Riß am Rahmen, genauer gesagt knapp vor der hinteren Scheibenbremsaufnahme. Was nun? eines ist klar: “der bricht heute-aber wann?”
Gleich zurück oder lange Wanderung bei nem Bruch im Lechtal riskieren? Was soll´s? No Risk no Fun. Protektoren an, Sattel runter und ab nach Warth.

11.30 Uhr. Kurz vor Warth, Schotterweg, ach ne, da rechts geht noch ein Trail weiter. Ganz nett bis nach Gehren. Eigentlich will ich hier rüber auf die Straße, von dem blöden Trail bei Warth am Hang entlang hat mir mein Kumpel Michael abgeraten . Irgendwie hab ich mir den denn doch angetan. Kurze fahrbare Passagen, immer wieder hoch schieben. Und nur nicht den Hinterbau unnötig belasten. Dafür scheint hier schön die Sonne rein. Ich kann endlich die langen Klamotten ausziehen. Besser wie im kalten Tunnel auf der andern Seite des Baches. Zumindest heute.
12.00 Uhr Weiter zum Hochtannbergpass. Ganz schöne Zeitverschwendung dieser Trail. Jetzt heißts zurück in Richtung Kleinwalsertal. 2 Wege führen nach oben. Einer schaut nach ner elenden Schlepperei aus. Direkt zur Hütte haben die nen ganz neuen Weg gebaut der sieht unten zu verlockend aus: 1,5m breit und fahrbar…scheint zumindest so…damit ist denn aber nach 150 hm Schluß, dann geht das Geschleppe los.
Ist aber wegen Rahmen eh besser die Traillänge und mögliche Schiebestrecke möglichst kurz zu halten.

12.30 Uhr Jetzt schlauchts mich. Aber knapp 400 m in 30 min hoch schleppen kost halt Körner. Zumal der Weg übelst erodiert ist, und überall lockeres Zeug rum liegt.

12.40 Uhr. Endlich an der Hütte. Cola, Apfelstrudel und ne Tasse Kaffee päppeln mich wieder auf.
strudel

13.00 Uhr. Es geht los. Haufen Leute unterwegs heute. Mein Riß im Hinterbau ist 3 mm länger geworden. Jetzt noch 700 Höhenmeter hinab, dann komm ich schon irgendwie zurück nach Oberstdorf. Ich fahr in ein Tal rein, senkrechte bizarre Kalksteinwände umgeben mich. Schön hier. Trail ist technisch, fast durchgehen S3, immer wieder S4 Passagen und loses Geröll in den engen Kehren. Nix für Tourenbiker hier, denk ich mir…und auch kein Gelände für Biker mit Riß am Hinterbau

berge

Ein paar Wanderer begegnen mir. Ich halte wie immer im schweren Gelände an und lasse sie vorbei gehen. Sie fragen verwirrt: “wissen Sie was da kommt, es wird noch extremer”. Ich antworte: “gut so, deshalb bin ich hier”.

13.20 Uhr Dann scheints los zu gehen. Das Tal wird enger. Mein Lieblingsschild ist an den Fels genagelt: “Alpiner Steig, Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und alpine Erfahrung erforderlich “….schön. Das hatte ich gesucht. Ein knallrotes Seil ist an den Fels genagelt, der Trail kaum Lenkerbreit, daneben eine Schlucht, 200 m tief klann ich blicken…aber sie ist tiefer glaub ich.
berge

Was folgt ist der wohl der anspruchsvollste, ausgesetzte und bester S4 Trail nördlich
von Innsbruck. 700 hm kniffelige Felspassagen, teilweise auf einem nur 80 cm breiten Band
in einer engen Schlucht (Optik wie Val Uina!)
HAMMER!!! Hohe stufen, verblocktes Gelände, nur 3m schiebe ich heute und denn setz ich noch
mal den Fuß raus , sonst alles fahrbar. einige Stellen schau ich mir kurz an, denn klapps beim zweiten Versuch. Was wieder mal fehlt ist der Partner zum posen oder zum Fotos machen. Der Rahmen? Vergessen Flow, Spaß pur.
13.45 Uhr Das wars, game over: Er brach denn an der letzten S4 Stufe, Die Hütte im Tal schon in Sichtweite. Die letzten 100 hm auf S2 Niveau eier ich runter, Fahren geht, nur hinten Bremsen is nicht mehr. Ich roll auf die Terasse der Hütte. Erst mal ein Bier, der Tag ist eh gelaufen.

Sonne,
nun sitz ich hier,
und trink ein Bier,
ich glaub ich bleib gleich hier…
14.30 Uhr. Das Bier ist leer und ich sollt irgendwie schauen wie´s weiter geht. Von der Hütte führt ein leichter Schotterweg ins Kleinwalseertal. ich kann dann noch durchs Kleinwalsertal bis Oberstdorf zurück rollen… und nun?

14.50 Eigentlich wollt ich noch aufs Fellhorn hoch, von Riezlern aus. Aber die Sache kann ich mit dem Bike heute abhaken. Das Ding hält dennoch leidlich, also am Söllereck noch mal ein Stücken hoch, dann runter zur Touripromenade.

15.30 Uhr Parkplatz Nebelhornbahn. Meine Mutter hat das Auto hier her gefahren und ist oben wandern. Und ich? Dumm in der Sonne rum sitzen? Ne, ich fahr noch mal geschwind das Oytal hinter. Hier sind wir vor 3 Monaten zu unserem FRAX gestaret und sind offensichtlich nicht den optimalen Weg hoch gefahren. Daher probier ich heute noch kurz die Variante am Bach entlang und fahr noch mal bis zum Oytalhaus. Dann wirds mir zu schattig und ich dreh um.

18.30 Uhr Garage bei mir daheim in Aalen. 4 Schrauben auf, Schaltwerk und Bremse weg und schon ist der Hinterbau ausgebaut. Er hält noch. Ich nehme das gute Stück zwischen die Finger. Er hat noch die Stabilität eines Streichholzes…diese hat mir gereicht um 35 km und knapp 400 hm zurück zu fahren…wohlgemerkt, ohne Hinterbremse. Ich glaub da kann man noch kräftig gewicht sparen bei zukünfigen Rahmenkonstruktionen…
das Ende

Fazit: Geniale Tour, auch wenn auch ne Zitterpartie mit Riß im Rahmen…hat aber exakt bis zur letzten schwierigen Stufe
gehalten, Schotterweg danach ging auch mit Bruch weiter. Leider Tour daher etwas kürzer als geplant….

Bitte habt Verständnis, wenn ich nicht alle Details zur Route hier rein schreibe. Der Trail ist wirklich nix für Jedermann…

Ein Gedanke zu „Zitterpartie bei Oberstdorf“
  1. Nachtrag:
    Ich möchte hier noch auf die außerordentliche Kulanz bei CUBE hinweisen. Es gab eine problemlose Abwickung über den Fachhändeler innerhalb von nur 8 Tagen. So muß es ein, großes Lob an den Service von CUBE!

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