Das war das Jahr 1999

Was gib´s Aktuelles? Na mir fällt zur Zeit nix ein, daher bringe ich hier einen Jahresrückblick...

Es war ein absolut gutes Biker-Jahr, das allerdings auch von einigen üblen Unfällen überschattet wurde... doch nun zunächst der Blick zurück:

 

Januar / Februar: Bei uns auf der Schwäbischen Alb liegen Ummengen von Schnee. Ich versuche dennoch so oft es geht Biketouren zu unternehmen. Allerdings scheitere ich immer wieder selbst auf steilen Abfahrten weil das Zeug zu sehr bremst. Jedenfalls sind sie Skipisten rund um Aalen außerhalb der Öffnungszeiten ein wahrer Genuss...
Immer wieder machen mir auch die halb erfrorenen Füße zu schaffen, für die nächste Saison muss da was her.
Verschneite Trails bei Aalen
Crashpilot

März: Der harte Winter und meine zwei ersten Transalps haben ihren Tribut verlangt...meine vordere Felge ist völlig durchgebremst. Ich bestelle in Shop eine neue, doch bevor das Ersatzteil kommt, passiert´s: Auf einem Feldweg, bei knapp 20 km/h knallt es plötzlich an meinen Vorderrad. Bis ich kapier was eigentlich los ist lieg ich schon auf dem Boden und blute im Gesicht. Meine Brille ist weg und ich taste als erstes in den Mund, ob noch alle Zähne dran sind. Ich schleppe mich und mein völlig demoliertes Bike ca. 200 m zu einem Bauernhof. Im Sandkasten spielen ein paar Kinder und ich traue mich eigentlich kaum sie in meinen Zustand anzusprechen. Zum Glück ist eine junge Frau bei den Kindern, die mich dann nach Hause fährt. Irgendwie raff ich gar nix mehr und lasse mich ins Krankenhaus fahren. Dort liege ich ca. 4 Stunden rum, es ist ja schließlich Samstag Abend, nur Notdienst und der erste schöne Tag im Jahr, wo alle Biker, Motorradfahrer und Gartenbesitzer in die Vollen gehen. Es geht jedenfalls zu wie im Film: 3 Radfahrer, 2 Motorradfahrer und eine Heckenschere dazu noch ein paar Besoffene...
Nach ein paar mal Röntgen erfahre ich wenigstens, dass alle Knochen heil sind und da ich mich nicht übergeben musste, kann ich davon ausgehen, dass ich keine Gehirnerschütterung habe. Ich werde mit 5 Stichen am Kinn, 3 an der Oberlippe und einem im Mund genäht und darf dann wieder nach Hause...ich sehe aus wie ein Zombie...
Drei Tage später sitze ich wieder auf dem Bike und werde zum Einstand in Aalen auf dem Radweg gleich von einer nach rechts abbiegenden Frau abgeschossen. Glücklicherweise habe ich das Bike im Griff, so dass ich nicht zum Sturz komme. So kann´s ja weitergehen...

 

April: In Deutschland ist es immer noch saukalt, also nix wie weg an den Gardasee. Ich fahre mit Dirk 1 Woche ins Traumrevier um die dortigen Trails unter die Räder zu nehmen.  Wir finden ein Zimmer in der gemütlichen Pension Villa Regina, die ich allen Gardasee-Besuchern wärmstens empfehlen kann.
Nach dem Erkunden der Ponalestraße starten wir durch ins Tremalzogebiet. Bei 1200 m ist allerdings Schluß...zuviel Schnee. Ansonsten sind aber kurze Hosen und Trikot angesagt...super. Wir machen zahlreiche Touren, ein paar findet Ihr im Tourenteil. Wir fahren spaßeshalber Abschnitte der geplanten Marathonstrecke und scheiten natürlich gleich am Roadbook aus dem Bikemagazin, so dass unsere Schrecke schnell zur Kletterpartie wird...
Die Strada Galleria am Pasubio darf man ja seit geraumer Zeit nicht mehr mit dem Bike befahren, also machen wir uns zu Fuß auf den Weg. Mit Taschenlampen bewaffnet erkunden wir die meisten Tunnels. Allerdings scheitern wir bei ca. 1800 m abermals am Schnee. Die Tunnelein- und ausgänge sind nicht mehr zu finden und auf den freiliegenden Stücken wird das Laufen einfach zu gefährlich. Jedenfalls habe ich nach der Erkundung der nassen und dunklen Tunnels nicht mehr das Bedürfnis diese Strecke mit dem Bike zu befahren.
Am letzten Tag wollen wir eigentlich noch auf den Monte Brione, aber da macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung...es regnet im Strömen. Also machen wir uns schon am Morgen auf den Heimweg und fahren bei dichtem Schneetreiben über den Brenner...die Heimat hat uns wieder.
Wenn man den Weg verpaßt...
  Mai: Endlich wird das Wetter besser und man kann auch bei uns wieder einmal Touren ohne Gore-Tex Jacke unternehmen. Ich fahre regelmäßig mit meinen Kumpels Erwin, und Siggi und Helmut. Wir treffen uns jeden Dienstag zur wöchentlichen Trainingsrunde und unternehmen am Wochenende größere Ausfahrten. Ansonsten bin ich Donnerstag mit den Jungs von Rundum in Wasseralfingen unterwegs. Da kommen dann schon einige Trainingskilometer zusammen.

 

Juni: Wir unternehmen ab und zu Touren in die weitere Umgebung, wobei wir die Anfahrt mit dem Auto vornehmen. Besonders die Gegend um den Hornberg bei Waldstetten hat es uns angetan. So auch an einem Sonntag Ende Juni...
Schon nach wenigen Kilometern reißt sich Siggi das Schaltwerk ab...total hinüber, das Gewinde ist aus dem Rahmen herausgerissen. Er beschließt dem Flugplatzfest auf dem Hornberg beizuwohnen, während Helmut, Erwin und ich weiterfahren.
..Höhe Donzdorf. Wir sind den Messelstein runtergefahren...ein unglaublich genialer Trail. Weiter untern haben wir dann den Weg nicht mehr gefunden und sind quer über eine Wiese gefahren...mit dem Ergebnis, dass es Erwin an einer Steilstelle zerlegt hat. Helm geplatzt, ich renn in den nahegelegenen Biergarten und rufe die Rettung, dann volles Programm: 2 Streifenwagen, Notarzt, Rettungswagen. Na ja, jetzt liegt er in Göppingen in der Klinik mit Nasenbeinbruch und einem angebrochenen Brustwirbel und wird wohl für die nächsten Wochen ausfallen. Gerade noch mal gut gegangen, wehe wenn er keinen Helm aufgehabt oder alleine gewesen wäre...
Juli:  Erwin liegt noch immer im Krankenhaus, die Teilnahme an der Transalp kann er vergessen. Ich trainiere weiter kräftig. Donnerstags bin ich nun meist mit den Jungs vom Rundum unterwegs, so auch an einem Abend, 2 Wochen vor der Transalp...
Der betonierte Sockel vom Aalbäumle-Turm eignet sich vorzüglich, um Drops zu üben. Matze legt ein paar astreine Sprünge vor, da muss ich natürlich nachsetzen. Die ersten zwei sind noch etwas halbherzig, ich komme mit dem Vorderrad zuerst auf den Boden. Beim dritten Versuch ziehe ich kräftig am Lenker, ich freu mich schon, dass es endlich klappt...dann knallt´s, ich bekomme keine Luft mehr...irgend wer zieht am meinem Bike...Mist, ich bin noch eingeklickt...mein Steißbein...jetzt kann ich mich wohl zum Erwin in die Klinik legen, schießt es mir durch den Kopf.
Ich rapple mich auf, einer bringt mir meinen abgerissenen Sattel...Stütze abgeknallt. Ich befreie mich erst einmal vom Brustgurt meines Pulsmessers...er schnürt mich förmlich ein. Glücklicherweise hat einer ein Handy dabei, so dass ich mich abholen lassen kann. Unter Schmerzen fahre ich auf dem Schotterweg das Aalbäumle hinab zum Parkplatz Triumpfstadt...es geht. Heim, ins Bett und erst einmal auskurieren...zwei lange Striemen zieren meinen Allerwertesten, das Becken ist geprellt, zum Glück hat das Steißbein doch nix abbekommen...in zwei Wochen will ich auf  Transalp...mit 6 kg Rucksack...
Erwin wird aus dem Krankenhaus entlassen...4 Wochen war er lahmgelegt. Hätte keiner von uns gedacht, dass das so lange dauern wird.
Am 22.7 starte ich mit Steffen zur Transalp 1999. Mein Becken ist soweit O.K., ich darf bloß nicht ankommen...
Im Val Uina
August: Beim Cross-Country Rennen in Adelmannsfelden bin ich gut in Form. Beim Start lasse ich mich nicht auf das Gedrängel ein, das Rennen wird eh am Berg entschieden. Schon in der ersten Runde setze ich mich gemeinsam mit der Spitzengruppe ab. In einem günstigen Moment setze ich mich durch einen kurzen Zwischensprint an die Spitze, sinnlos aber wäre Medienwirksam gewesen, wenn es einer gesehen hätte. Meine Kumpels sind immerhin total überrascht, als sie mich als zweiten im Feld durch den Start-Ziel Bereich fahren sehen. Jedenfalls hab ich mich durch diese und weitere taktisch unkluge Aktionen so verausgabt, das ich der Spitzengruppe von 3 Fahrern, die sich am Beginn der dritten Runde absetzen nicht mehr folgen kann. Ich verliere noch einen Platz und komme locker als fünfter ins Ziel...das war mein bestes Rennen, dass ich je gefahren bin. 
Ansonsten hatte der August nicht viel zu bieten, zudem war er viel zu kalt...irgendwie oktobermäßig.
September: Ich hätte es eigentlich nicht mehr verwartet, dass es in diesem Jahr nochmals so richtig warm werden würde. So können wir noch einige richtig tolle Touren unternehmen. Beim Geiselsteinrennen bin ich zunächst hochmotiviert, muss aber bereits in der ersten Runde erkennen, das ich heute nicht ganz auf der Höhe bin...eine Erkältung ist im Anmarsch. Als mich dann auch noch Helmut überholt habe ich absolut keine Lust mehr...irgendwie ist auch der Kurs für ein MTB-Rennen viel zu schnell. Schotterwege, Teer und ein 26er Schnitt...das passt mir nicht. Na was soll´s, Platz 15 ist auch nicht allzu schlecht.
3 Tage später bin ich wirklich krank und ich kann in der letzten Woche mit schönem Wetter nicht mehr auf´s Bike. Die letzte Septemberwoche bringt den Herbst, keine Chance auf´s  Bike zu kommen, zumal es Abends einfach schon zu früh Dunkel wird.

 

Oktober: Am ersten Wochenende dieses Monats, will ich meinen ersten Marathon bestreiten, St. Wendel ist angesagt. Meine Vorbereitung ist alles andere als gut, zwar habe ich dieses Jahr schon über 4000 km in den Beinen, bin aber genau 2 Wochen nicht auf dem Bike gesessen. Das Wetter ist ganz brauchbar, zwar kühl und windig, aber wenigstens regnet es zu Beginn nicht. Ich quäle mich im dichten Pulk auf den ersten 15 km durch den zähen Schlamm. Mehrfach profitiere ich von Massenstürzen direkt vor mir und ich bin eigentlich bestens in Form. An der ersten Verpflegungsstation werde ich von Günter überholt, den ich daraufhin immer wieder treffe. Bei der Bachdurchfahrt bei Kilometer 40 stürze ich mich etwas zu langsam in die Fluten, so dass mein Vorderrad die Wassermassen nicht stark genug verdrängen kann, meine Schuhe sind daraufhin klatschnass. Dann geht es los, ganz unerwartet bekomme ich abwechselnd und in beiden Waden und Oberschenkeln Krämpfe. Ich kann nicht mehr unter Last fahren, kein Wiegetritt, keine steilen Anstiege und kein heraus Beschleunigen aus der Kurve mehr...klasse. Getrunken habe ich genug, eher zuviel, warm genug bin ich auch angezogen, so etwas habe ich noch nie erlebt. Ich versuche an Steilstücken zu schieben...bringt nichts, auf den letzten 5 Kilometern verliere ich über 10 Plätze...bleibt nur noch der Ausstieg. Dummerweise hatte ich mich für die große Distanz, also zwei Runden angemeldet. So werde ich natürlich nicht gewertet, obwohl ich mit meiner Zeit von 3 Stunden und 10 Minuten durchaus zufrieden sein kann. Das wäre auf der Kurzdistanz immerhin eine Platzierung zwischen den 30 und 40 gewesen...was soll´s, Spaß gemacht hat´s trotzdem. Günter ist ebenfalls ausgestiegen und jetzt fängt es kräftig an zu regen. Fazit: super Stecke, klasse Stimmung...einfach ein schönes Event.
November...und der kalte Rest: Traumwetter zum Biken verspricht das erste Novemberwochenende mit Feiertag. Drei Tage biken durch die herbstlichen Wälder, über einsame Trails und neue Herausforderungen durch glitschiges Laub. Ich reiße an diesem Wochenende über 130km runter, trainiere unbeabsichtigt das Sturzverhalten im weichen Laub und komme meinem Jahresziel von 5000 km langsam näher...dafür kann ich mich vier Tage später mit Erkältung ins Bett legen...

Bals darauf liegt der erste Schnee und ich kann meine selbstgebaute Schuhheizung testen. Endlich warme Füße :-)

 


Na, ja im ganzen ein gutes Jahr...hier seht Ihr noch meine Kilometerstatistik.

 

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