Zwei entgegenkommende
Wanderer grüßen uns freundlich und schauen uns nach,
wie wir den Weg weiter fahren. Ich freue mich. Endlich macht das
alles wieder einen Sinn. Nach fast zwei Tagen Regen nun dieser Trail,
die Sonne und freundliche Menschen um uns herum.
So kommen wir am Kaserner Bach entlang ins Schmierntal. Das Filmteam
ist schnell zur Stelle und so können wir noch ein paar Einstellungen
drehen.
Wir suchen uns dazu eine Brücke aus, hinter der unsere Abfahrt
mit vom Tuxerjoch zu sehen ist. Die Tuxer Alpen sind nun durch die
Wolken von der Sonne bestrahlt.
Dave:
"Nach der letzten Aufnahme warten Carsten und ich an einem
Parkplatz auf unsere Filmcrew, während Roland und Rolf mit
ihnen die weitere Planung durchsprechen. Carsten versucht noch irgendwie
an seine Bremsbeläge zu kommen, als ich einen Drop entdecke.
"Hey Carsten, schau mal was ich gefunden habe!" Als ich
auf dem Asphalt lande gibt es ein metallisches Geräusch. Den
Klang kenne ich doch. Mist, am Hinterrad ist tatsächlich eine
Speiche gebrochen und ich habe keinen Ersatz dabei! Na, zum Glück
bin ich mit Downhill-Felgen unterwegs. Die müssten das ja locker
wegstecken. Ich spiele noch ein wenig mit der Speichenspannung,
dann geht es weiter - mit 31 Speichen."
Nach etwa
zwei Stunden fahren wir weiter das Schmierntal hinab. Schon wieder
ist es nach 18 Uhr und wir überlegen ob es noch Sinn macht
weiter zu fahren. Doch hier zu übernachten würde uns am
nächsten Tag eine noch größere Etappe bescheren.
Und was das Wetter am nächsten Tag noch für uns bereithalten
wird ist auch unklar. Ich will unbedingt noch an diesem Tag über
den Brenner. In Südtirol ist die Regenwahrscheinlichkeit wesentlich
geringer.
Das Tal hinab kann man der alten, jetzt für den Autoverkehr
gesperrten Straße folgen. Die ausgebaute Trasse windet sich
steil am Rand des Tals hinauf. Überflüssige Höhenmeter,
die man sich sparen kann. Zudem ist die alte Straße, die dem
Bachlauf folgt landschaftlich viel schöner. Kurz vor der Brennerstraße
gehen beide Straßen dann wieder zusammen.
Mit dem Verkehr haben wir um diese Uhrzeit Glück. Auf der Brennerstraße
ist kaum was los. Ein kleines Stück fahren wir zu viert hintereinander.
Dann müssen wir noch mal stoppen, um die langen Trikots auszuziehen.
Es wird doch noch richtig warm am Abend!
Bis zum Brenner selber radele ich nun voraus, um am Brunnen gegenüber
des Bahnhofs auf die anderen zu warten. Nur wenige Autos überholen
mich und mit den leer stehenden Grenzposten wirkt es hier fast etwas
ausgestorben. Alle Geschäfte haben um diese Uhrzeit schon geschlossen.
Während ich auf die anderen warte kommt aus der Bahnhofshalle
nur eine einzelne junge Frau, die schnell wieder in einer Seitenstrasse
verschwindet.
Ich fülle meine Trinkflaschen auf und sehe dann auch schon
Carsten heranradeln, gefolgt von Dave und Rolf.
Bevor wir weiter fahren, rufen wir noch bei der Enzianhütte
an um unser Kommen anzukündigen. Zudem hatten wir auf der Karte
einen Weg gesehen, der kurz nach dem Brenner zur Enzianhütte
führte. Es gefiel uns sehr auf ihn auszuweichen statt auf der
Straße bis zu der Abzweigung des Fahrweges kurz nach Brennerbad
zu fahren.
Carsten:
"Klasse, schon wieder ne Nachtnummer. Das wird heute schon
wieder knapp die Unterkunft bei Tageslicht zu erreichen. Der Zustand
meines Knies hat sich heute im Laufe des Tages weiter verschlechtert...zum
Glück habe ich noch ein paar Tropfen Voltaren in der Tube"
Doch hier
wird uns von der Wirtin der Enzianhütte abgeraten. Das sei
nicht so gut zum Biken. Und es war ja nun auch schon wieder spät
und der Anstieg zur Hütte würde sicher noch etwas Zeit
kosten.
Es wäre ja schon schön einmal bei Tageslicht anzukommen.
So heizen wir die Straße hinab bis Brennerbad und dann den
Fahrweg hinauf. Die Enzianhütte liegt auf 1.904 Meter über
dem Meer. Gut 600 Höhenmeter geht es nun noch mal hinauf. Eine
Stunde sollten wir dafür brauchen. Der größte Teil
des Weges ist geteert und führt mit gleichmäßiger
Steigung in Serpentinen durch den Wald. Kurz vor der Hütte
habe ich dann noch Zeit einige Videoaufnahmen im Abendlicht zu filmen.
Die Landschaft ist im warmen Rot der untergehenden Sonne getaucht.