Carsten:
"Abfahren geht ganz passabel, das dicke Unterrohr trägt...wie
lange noch? Ich kann nur nicht wie gewohnt mit dem Oberschenkel gegen
den Sattel drücken um das Bike durch den schmalen Trail zu steuern.
Warum heute? Warum gerade hier auf dieser Traumabfahrt nach Alleghe? Warum
hab ich den Schrotthaufen nicht schon nach dem ersten Rahmenbruch vor
zwei Jahren verkauft?
Um nicht noch ein Stück
der Straße zum Forcella Staulanza hinauf fahren zu müssen entschließen
wir uns weiter oben am Hang die Höhe über einen Wanderweg zu
halten. Zuerst klappt das ganz prima. Dann wird er jedoch immer unwegsamer
und geht ständig bergauf und bergab. Es ist sehr zeitraubend und
uns ist allen klar, dass wir das heutige Etappenziel San Martino di Castrozza
nicht erreichen werden.
Dave:
"Ausgerechnet bei dieser mit über 3.000 Hm veranschlagten Marathonetappe
trifft uns das Pech. Ich bekomme es auch noch zu spüren, als mein
Schaltwerk das vollendet, was es wohl schon im Karwendel probiert hatte.
Nach einem nur seichten Sprung zwei kleine Absätze hinunter, trete
ich wieder an, als es einen unangenehmen Krach gibt. Das Schaltwerk hat
sich schon wieder um die Kassette gewickelt. Diesmal hat die Kraft allerdings
ausgereicht das Schaltauge abzureißen! Na, zum Glück habe ich
Ersatz dabei. Aber die Kette ist jetzt wirklich hinüber und das Schaltwerk
müsste eigentlich auch ausgetauscht werden. Das Schalten geht mehr
schlecht als recht. Das alles zerrt nun extra stark an den Nerven."
Carsten:
"Wir wechseln im Formel 1 Tempo das Schaltauge, bis Rolf und Roland
da sind kann´s schon weiter gehen. Ich gebe Gas, ich will schnell
zum Pass, hoffe auf das Begleitfahrzeug um vor 18.00 Uhr einen Bikeverleih
zu erreichen. Der Weg ist kraftzehrend, wie in Trance peitsche ich mich
vorwärts, wuchte den Bock schiebend den Berg hinauf, rase Geröllfelder
hinab...hoffentlich hält der Mist. Der Pass, kein Begleitfahrzeug,
der Biker von heute Mittag sitzt im Gras, ich zeige Ihm meinen schönen
Leichtbaurahmen...."
Der Wanderweg scheint kein
Ende zu nehmen. Wir queren zwei Geröllfelder und sehen unter uns
die bequeme Straße.
Schließlich erreichen wir den Forcella Staulanza. Vom Forcella Ambrizzola
aus hatte ich versucht das Filmteam zu erreichen, damit sie Carsten hier
abholen. Doch von ihnen fehlt jede Spur. Niemand da. Kurzfristig entscheiden
wir weiter bis Alleghe zu fahren.
Nach einer kurzen Asphaltabfahrt geht es natürlich erstmal bergauf.
Carsten muss schieben, doch wir kommen trotzdem relativ schnell vorwärts.
Teilweise ist der Weg so steil, dass wir im Fahren aber auch nicht viel
schneller sind.
Bald erreichen wir die ausgewiesenen Mountainbikerouten, die uns hinab
nach Alleghe führen sollten. Die Wege sind sehr steil und mit groben
Geröll und holprigen Steinplatten nur für Freunde des Extremen
eine Freude. Selbst der Rahmenbruch vermag Carstens Trailekstase hier
nicht einzudämmen! Außerdem bringen uns die Pfade schnell nach
Alleghe.
Es ist kurz nach 18 Uhr und wir finden sogleich ein noch geöffnetes
Sportgeschäft. Der Besitzer rät uns zwei Kilometer weiter bis
Masare am anderen Ende des Lago d´Alleghe zu fahren. Dort sei ein
Fahrradgeschäft.
Carsten und Dave brechen sofort auf, während ich mit Rolf in der
Stadtmitte von Alleghe warte. Wir gehen derweilen ein Eis essen und ich
bekomme endlich Kontakt zum Filmteam. Sie sind auf einen Berg gestiegen
um dort Atmo-Aufnahmen zu machen sowie Details der Fauna und Flora der
Bergwelt zu filmen. Dort oben hatten sie natürlich keinen Handyempfang.
Wir machen aus, dass sie nach Alleghe kommen, so dass wir gemeinsam die
Nacht verbringen können.
Mit dem Fahrradladen in Masare
hat Carsten Glück. Für eine Leihgebühr von 50 € wird
ihm für die nächsten fünf Tage ein Bike vermietet. Nicht
gerade was richtig Tolles, aber so kann es weiter gehen.
Carsten:
"Mit Händen und Füßen verhandle ich um ein Leihbike.
Das Material, das hier herum steht, ist nicht gerade das, womit man einen
Alpencross machen kann, na egal, als ich den Preis sehe und daran denke,
was für Alternativen ich hier am Ende der Welt habe nehme ich halt,
was es gibt. Ich lasse das Votec im Laden zurück und fahre ab sofort
weiter auf einem Bike der Baumarktklasse mit dem wohlklingenden Namen
Coach...the show must go on"
Neben dem Bikegeschäft
ist auch gleich ein kleines Hotel. Nachdem Carsten und Dave vom Fahrradgeschäft
zurück sind, fahren wir zu viert zum Hotel und beziehen unsere Zimmer.
Mit Micha und André verabreden wir uns in einer Pizzaria in Alleghe.
Schnell machen wir uns bei den letzten Sonnenstrahlen des Tages auf den
Weg dorthin. Kaum haben wir bestellt, da kommen auch die beiden Filmleute.
Die Pizza ist gigantisch. Ich würde sagen, ich habe im Leben noch
nie so eine gute Pizza gegessen.
|