Dave:
"Ich muss nach sechs Stunden Schlaf mal wieder früher raus,
um am Bike zu werkeln. Über die Feuerleiter stehle ich mich aus dem
Hotel und hole das Entlüftungskit aus dem Auto. Die hintere Scheibenbremse
hatte die letzten Tage so viel Luft gezogen, dass ich den Hebel bis zum
Lenker durchziehen konnte. Bei den Abfahrten musste ich immer darauf achten
zu Pumpen. Plötzliche, unerwartete Bremsmanöver waren nicht
möglich. Dummerweise fehlt der passende Adapter für die alte
Louise 2000! Ich träufele dafür ein wenig Öl in den Ausgleichbehälter.
OK, es ist ein wenig besser. Jetzt greift die Bremse noch kurz vorm Anschlag
am Lenker."
Nach einem reichhaltigen Frühstücksbüffet
brechen wir auf. Dave ist hundemüde und hat sich bis zum letzten
Moment noch auf eine Bank vor dem Hotel langgemacht. Wir beschließen
das Forte Luserna auszulassen. Micha und André waren am Tag zuvor
zum Filmen dort. Doch wir haben heute noch das Forte Cherle und den Monte
Maggio vor uns und wollen am Abend auf dem Pasubio ankommen.
Zudem soll sich die Hochebene um Lavarone nicht viel anders gestalten
als die vom letzten Tag. Wir folgen den Trails und noch vor dem ersten
richtigen Anstieg machen wir 500 Höhenmeter. Es geht immer nur auf
und ab.
Dave:
"Wir freuen uns über die grünen Markierungen der Transalp
Challenge. Die Orientierung wäre ohne die Pfeile ansonsten nicht
so einfach gewesen. So aber nehmen wir ohne weiteres die schönsten
Pfade mit."
Die Landschaft und die Trails
sind genial. Hier verschenken wir gerne ein bißchen Zeit.
Gegen Mittag erreichen wir dann das Forte Cherle. Die begehbare Festung
ist wesentlich besser erhalten als das Forte Busa Verle. Lange Gänge
und Tunnel gibt es im Inneren, deren Erforschung nur unser knapp bemessener
Zeitrahmen entgegen steht. Dave verschwindet für eine Weile in den
Gängen. Ich selber fahre mit dem Rad herum und von hinten nach oben
rauf.
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Carsten:
"Hier sollte man eigentlich etwas mehr Zeit haben, um die dunklen
und feuchten Gänge des Forts zu erkunden. Wir laufen durch einige
Tunnels und erklimmen die Festung von hinten."
Wir essen eine
Kleinigkeit und machen uns dann weiter in Richtung Passo Coe.
Kurz nach dem Forte Cherle geht der Wanderweg E5 steile Holztreppen hinauf.
Wir versuchen diese über die Straße zu umgehen und finden dann
jedoch den in der Karte eingezeichneten Fahrweg nicht, der Parallel zum
E5 gehen soll. Ein Stück schieben wir eine Skipiste hinauf, dann
erreichen wir wieder einen Schotterweg, der uns bis zum Passo Coe führt.
Das Wetter ist noch schön. Doch der immer wieder aufkommende böige
Wind und die Wolken lassen erahnen, dass heute noch Einiges passieren
kann.
Ab dem Passo Coe sind wir wieder auf dem E5. Er ist vollkommen fahrbar
bis zum Monte Maggio. Auf jeden Fall ohne Rucksack. Dave fährt alles
durch, wir anderen steigen teilweise an den stark verblockten Stellen
ab. Immerhin geht es bergauf.
Schließlich führt der Wanderweg auf einen Schotterweg mit dicken
Steinplatten darin, der bis auf den Gipfel führt.
Carsten:
"Alle fahren hier hinauf und ich schiebe wieder einmal. Bei meinem
Bike fehlen mir einfach die Gänge für derartige Steigungen...na
egal, es ist der vorletzte Anstieg dieser Alpenüberquerung..."
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Kaum haben wir dieses erreicht
umschließt uns dicker Nebel. Die Luftfeuchtigkeit hat die Charakteristik
eines römischen Dampfbades. Einen Moment reißt der Nebel dann
doch noch auf, um Minuten später wieder alles in sich einzuschließen.
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Die Abfahrt vom Monte Maggio
gilt als eine der schwierigsten. Zudem behindert durch Rucksack und Kamera
kommen wir nicht gerade schnell vorwärts. Immer wieder filme ich
verschiedene Passagen. Dann fahren wir ein ganzes Stück. Der Trail
ist der Wahnsinn! Bis auf einige sehr enge Spitzkehren und wenige Schlüsselstellen
finde ich ihn gut fahrbar. Der Abgrund direkt neben mir stört mich
nicht weiter. Ansonsten sehe ich durch den Nebel sowieso nicht wie tief
es da hinab geht.
Carsten:
"Der Trail ist einer der schönsten, den ich je gefahren bin.
Ich denke nur, dass man hier mit einem gescheiten Bike richtig Spaß
hätte. Dennoch ist der Trail komplett fahrbar..."
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Im unteren Teil des Weges kommt
auf einmal die Sonne raus. Es geht weiter abwärts, bis wir den alten
Lastwagen erreichen, der hier mitten im Trail an der Ruine eines Hauses
steht. Ein Zeichen dafür was aus Wegen im Laufe der Zeit passiert.
Das große Geheimnis, wie der Lastwagen hier her kommt, ist nicht anders
zu erklären. |
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Nach dem Lastwagen ist der
Weg breiter, doch nicht viel weniger steil. Der Weg ist übersät
mit faustgroßen Steinen. Wir hoppeln geradezu darüber. Hinter
uns fliegen sie in die Höhe.
Unten angekommen sehen wir die Malga Borcola. Es ist ratsam hier noch
eine Kleinigkeit zu essen. In dem Tal, in das wir nun fahren gibt es nichts
bis zu dem Abzweig auf den Pasubio.
Kaum haben wir gegessen wird der Wind zum Sturm. Die ersten dicken Regentropfen
fallen. Innerhalb von fünf Minuten sind wir auf dem Passo della Borcola
und fahren die Straße ab. Der Regen wird dichter.
Wir ziehen die Regensachen an und decken die Rucksäcke ab. Dann rollen
wir weiter abwärts, bis auf 600 Meter über dem Meer. Im Regen
geht es zum Anstieg über 1.330 Höhenmeter erwarten uns.
Zum Glück hört der Regen kurze Zeit später auf. Die Luftfeuchtigkeit
bleibt aber extrem. Die Teerstraße ist mit einem gleichmäßigen
Tritt zu fahren und wir kommen schnell vorwärts. Am Colle Xomo erreichen
wir die erste Einkehrmöglichkeit. Da wir danach immer noch 900 Höhenmeter
vor uns haben, beschließen wir noch mal eine Portion Nudeln zu verdrücken.
Die Entscheidung sollte richtig sein. Die Bewirtung ist nett, die Portionen
groß genug für uns ausgehungerte Biker und wir können
telefonisch am Rifugio Papa wegen der Übernachtung fragen. Bis 22
Uhr müssen wir oben sein. Das sollte kein Problem für uns sein.
Das sind noch mehr als drei Stunden.
Bis zum Boch.la Campiglia, an dem die Strada del Galleria abgeht, ist
der Weg geteert. Dann geht es auf Schotter weiter. Erst ein langes gerades
Stück, dann die Serpentinen. Ich habe sie nicht gezählt. Das
ganze erinnert irgendwie an die Schotterpisten des Tremalzos.
Nach den Serpentinen heißt es dann wieder Strecke machen. Die Steigung
wird jedoch nicht geringer.
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Carsten:
"Der Anstieg will nicht enden, die ganze Szenerie ist in eine gewittrige,
nebelverhangene Stimmung getaucht. Zum Glück wird es mit jedem Meter
den wir höher kommen etwas kühler und somit erträglicher..."
Es sieht unheimlich aus um
uns. Neben dem Weg geht es mehrere hundert Meter steil hinab. Einige Felsnadeln
strecken sich uns aus der Tiefe entgegen. Der Weg, auf dem wir uns befinden
ist in den Stein gesprengt. Wir kommen an Bunkeranlagen vorbei. Tausende
sind auf dem Pasubio während der Kämpfe des Ersten Weltkrieges
gestorben.
Wieder haben wir Nebel. Wieder
kommen wir bei Sonnenuntergang am Quartier an und hoffen zu dieser Zeit
noch ein paar Nudeln vor dem Schlafengehen zu bekommen. Der Hüttenwirt
ist super freundlich. Die Nudeln sind eine Wucht. Danach gibt es noch
Apfelstrudel, dann ab ins Matratzenlager.
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